Rico Fischer - Wissenschaftler am Institut für Waldschutz - WS

„Was mich antreibt: Wälder verstehen, um sie zu schützen.“
Seit 2023 leite ich am Waldschutzinstitut die Arbeitsgruppe „Digitale Waldzwillinge“. Gemeinsam mit meinem Team erschaffen wir virtuelle Abbilder von Wäldern, um ihre Entwicklung unter Klimawandel, Schädlingen und anderen Belastungen besser zu verstehen. Unser Ziel ist es, schon heute sichtbar zu machen, wie die Wälder von morgen aussehen könnten – und damit Wege zu finden, ihre Widerstandskraft langfristig zu stärken. Mein Alltag ist geprägt von Austausch, Datenanalysen und Modellierungen, aber auch von der Frage: Wie bringen wir unsere Erkenntnisse so auf den Punkt, dass Försterinnen, Politik und Gesellschaft sie nutzen können? Besonders faszinierend finde ich Projekte, in denen wir reale Messungen mit digitalen Modellen verbinden und so Zukunftsszenarien greifbar machen.
Dabei war mein Weg hierher nicht vorgezeichnet. Ich habe Wirtschaftsmathematik studiert und meine berufliche Zukunft zunächst im Bankenwesen gesehen. Doch die Faszination für Wälder hat mich nie losgelassen. Sie wirken beständig und einfach – und sind zugleich hochkomplexe Systeme voller Geheimnisse. Warum überleben manche Bäume extreme Dürren, während andere absterben? Solche Fragen haben mich zur Forschung geführt. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) in Leipzig habe ich gelernt, wie man Ökosysteme mithilfe von Computermodellen abbildet. Entscheidend war für mich die Erkenntnis, dass Modelle nur dann wertvoll sind, wenn sie in der Praxis verstanden und angewendet werden können. Diese Brücke zwischen Theorie und Anwendung kann ich am JKI schlagen. Hier habe ich ein starkes, interdisziplinäres Team gefunden, das mit Wissen aus Biologie, Ökophysiologie, Fernerkundung und vielen anderen Bereichen unsere Forschung lebendig macht.
Mich treibt die Kombination aus wissenschaftlicher Präzision und dem Wunsch nach Lösungen an, die Menschen wirklich helfen. Besonders wichtig ist mir, komplexe Zusammenhänge so zu erklären, dass auch Nichtfachleute sie verstehen. Was mich motiviert, ist der Gedanke, dass unsere Arbeit einen konkreten Beitrag zum Schutz der Wälder und damit auch für kommende Generationen leistet.
Am JKI schätze ich die enge Verbindung von Forschung und Praxis. Hier entstehen Ideen nicht nur auf dem Papier, sondern werden direkt in Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft weiterentwickelt. Die Atmosphäre im Team ist offen, respektvoll und geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Besonders begeistert mich, dass wir alle denselben Anspruch teilen: Wissen nicht für sich zu behalten, sondern es in die Gesellschaft zu tragen und damit Zukunft aktiv mitzugestalten.