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Welche Auswirkungen haben Pflanzenschutzmittel auf Nützlinge

Die Bedeutung der Nützlinge als natürlicher Begrenzungsfaktor von Schadorganismen für den Pflanzenschutz kann durch die Effekte der Pflanzenschutzmittel, verschiedener Aufwandmengen, der Anwendungsanzahl und auch der Abstände zwischen den Anwendungen der Mittel sowie des Anwendungszeitpunktes direkt und indirekt unterschiedlich stark beeinflusst werden.

Pflanzenschutzmittel können bei Nützlingen letale Effekte hervorrufen. Um diese zu beurteilen, werden die Mortalitätsraten der Nützlinge bei verschiedenen Anwendungskonzentrationen und Aufwandmengen ermittelt.

Pflanzenschutzmittel können bei Nützlingen auch subletale Effekte verursachen. Dabei werden Verhaltensmerkmale und physiologische Merkmale, wie z. B. Eiablage- bzw. Parasitierungsrate, Schlupffähigkeit der Eier, Fraßraten, räuberische Leistung oder Entwicklungszeit untersucht.


Wie werden die Auswirkungen von PSM bewertet

Firmen, die ein Pflanzenschutzmittel in Verkehr bringen möchten, reichen im Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel auf der Grundlage der Verordnung (EU) 1107/2009 Studien ein. Diese Studien belegen u. a. die Auswirkungen des zuzulassenden Pflanzenschutzmittels auf Nützlinge.

Die in den Studien durchgeführten Standardprüfmethoden müssen von Laboren durchgeführt und protokolliert werden, die einem Qualitätssicherungssystem (Gute Laborpraxis (GLP)) angeschlossenen sind und einer regelmäßigen Überprüfung unterliegen.

Beim Julius Kühn-Institut (JKI) werden die Durchführung und die Ergebnisse der Studien geprüft und ausgewertet. Im Zusammenhang mit den in der Zulassung vorgesehenen Anwendungen des Pflanzenschutzmittels in der Praxis, werden daraus die letalen und subletalen Effekte des Mittels auf den jeweiligen Nützling abgeleitet.
Das Ziel der Anwendung eines Mittels kann beispielsweise die Bekämpfung von Blattläusen in Getreide sein. Dabei kann ein Pflanzenschutzmittel je nach den in der Zulassung festgelegten Anwendungsbedingungen unterschiedlich oft und mit unterschiedlichen Aufwandmengen angewendet werden.

In welcher Kultur, wann, wie oft und in welcher Menge ein Pflanzenschutzmittel angewendet werden kann sowie die verschiedenen Abbauraten bestimmen, welcher Nützling in welchem Umfang beeinflusst wird. So kommen einige Nützlinge nur in bestimmten Kulturen vor oder eine Nützlingsart ist zum Zeitpunkt der Anwendung gar nicht vorhanden. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Sensitivität gegenüber unterschiedlichen Wirkstoffen und Aufwandmengen.

Im Ergebnis werden mögliche Effekte eines Pflanzenschutzmittels für jede geprüfte Nützlingsart in einem Bericht zusammengefasst und bezogen auf die höchstmöglich vorgesehene Aufwandmenge in den drei Gefährdungsstufen "nicht schädigend", "schwach schädigend" oder "schädigend" klassifiziert. Dieser Bericht wird als ein Bestandteil des Zulassungsberichts für Pflanzenschutzmittel durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht und ist die Grundlage für die Kennzeichnung der Pflanzenschutzmittel durch das BVL.


Was sind Nützlinge (Nutzarthropoden) und welche gibt es?

In der Landwirtschaft können Schaderreger erhebliche Ertrags- oder Qualitätseinbußen verursachen. Deshalb werden Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt, die das Auftreten der Schaderreger an den Kulturpflanzen mindestens reduzieren.

Die natürlich vorkommenden Gegenspieler können die Anzahl auftretender Schaderreger beeinflussen. In der Landwirtschaft werden alle Insekten oder Spinnentiere, die durch ihre natürliche Lebensweise Schadorganismen (Insekten und Milben) beeinflussen, als Nützlinge bezeichnet.

Bei den nützlichen Spinnentieren werden Raubmilben und Spinnen unterschieden. Sie leben auf den Pflanzen oder im bzw. am Boden und ernähren sich von kleinen Insekten wie Blattläuse, Gallmücken oder Blattwespen. Raubmilben sind für den Weinbau von großer Bedeutung, da sie vor allem Spinnmilben jagen.
Zu den nützlichen Insekten gehören viele verschiedene Familien, z. B. Laufkäfer, Marienkäfer, Kurzflügler oder Florfliegen, Schwebfliegen, Raupenfliegen, Raubwanzen, Schlupf-, Erz-, Brackwespen und Gallmücken. Sie können das Auftreten von Schaderregern direkt durch jagen oder/und indirekt durch ihre biologische Entwicklung beeinflussen. Beispielsweise verursachen sie den Tod des Schädlings indem sie ihre Eier in die erwachsenen Schadinsekten, deren Larven oder Eier legen.

Um bei der Auswahl der Pflanzenschutzmittel gezielt nützlingsschonende Mittel zu favorisieren, sind Kenntnisse zu vorhandenen Nützlingen im Kulturpflanzenbestand essentiell.
Nützlinge können auch kommerziell vermehrt und erworben werden, um aktiv vom Landwirt oder Gärtner als biologische Bekämpfungsmaßnahme eingesetzt zu werden.
Blütenbesuchende Insekten wie die Honigbienen oder Hummeln haben einen besonders hohen Stellenwert als Nützlinge, weshalb die Auswirkungen der Pflanzenschutzmittel im Zulassungsverfahren separat bewertet und in diesem Portal nicht weiter berücksichtigt werden.