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Kupfer als Pflanzenschutzmittel
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Inhalt: Kupfer als Pflanzenschutzmittel

Publikationen

im Weinbau

Im integrierten Weinbau setzen einige Weinbaubetriebe kupferhaltige Pflanzenschutzmittel im Rahmen einer Abschlussbehandlung lediglich aus Gründen des Resistenzmanagements oder mit Blick auf den Ausbau der Weine ein.

Anders sieht es dagegen im ökologischen Weinbau aus. Kupfer wird mit verschiedenen Mischungspartnern regelmäßig im Abstand von etwa zehn Tagen gegen Falschen Mehltau (Erreger der Krankheit: Plasmopara viticola; umgangssprachlich: Rebenperonospora) appliziert. Wurden früher insgesamt mindestens 2,5 kg/ha und Jahr bei 5 bis 10 Behandlungen angewendet (Berkelmann-Löhnertz et al. 2008, Kauer et al. 2008), bewegen sich die durchschnittlichen Aufwandmengen seit der Erhebung von Monitoringdaten meist um die 2,2 kg/ha und Jahr (Daten der deutschen Anbauverbände Ecovin, Demeter, Naturland und Bioland für über 20 % der Anbaufläche).

Präsentation der Daten von 2023

Literatur:

  • Berkelmann-Löhnertz B. Heibertshasuen D., Baus-Reichel O., Hofmann U., Kauer R. (2008) Ohne Kupfer geht es nicht - Status quo im ökologischen Weinbau nach vier Jahren BÖL-Verbundprojekt. In: Kühne S., Friedrich B. Fachgespräch: „Bedeutung von Kupfer für den Pflanzenschutz, insbesondere für den Ökologischen Landbau – Reduktions- und Ersatzstrategien”, Berichte aus dem JKI, 29. Januar 2008 in Berlin, 142, 17–20
  • Kauer R., Fader B., Wolff M. (2008): Aktuelle Situation der Bekämpfung von Plasmopara viticola in der Praxis des ökologischen Weinbaus in Deutschland. In: Kühne S., Friedrich B. Fachgespräch: „Bedeutung von Kupfer für den Pflanzenschutz, insbesondere für den Ökologischen Landbau – Reduktions- und Ersatzstrategien”, Berichte aus dem JKI, 29. Januar 2008 in Berlin, 142, 21–26

im Obstbau

Gegen viele Krankheiten an verschiedenen Obstarten ist Kupfer das einzig wirksame Fungizid im ökologischen Obstanbau.

Flächenmäßig ist die Bedeutung der Anwendung von Kupferpräparaten im ökologischen Apfelanbau gegen Schorf (Venturia ssp.) am größten. Hier können entsprechend der ökologischen Verbandsrichtlinien Kupfermengen bis zu 3 kg Cu/ha und Jahr angewendet werden. In der Praxis sind die angewandten Kupfermengen jedoch geringer. Nach Monitoringdaten der deutschen Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter werden auf behandelten Flächen durchschnittlich 1,0-1,5 kg CU/ha und Jahr in Kern- und Steinobst eingesetzt, sowie in seltenen Fällen geringere Mengen in Strauch- und Erdbeeren (Monitoring auf 20-60 % der Anbauflächen).

Präsentation der Daten von 2023 und 2021

im Hopfenbau

Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel werden im Hopfen zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus, allgemein als Peronospora bezeichnet (Pseudoperonospora humuli), eingesetzt. Nach dem erstmaligen Vorkommen dieser Krankheit 1923 in der Hallertau wurden bereits 1927 erste Erfolge mit der Kupferkalkbrühe erreicht. Über Jahrzehnte wurden dann im wöchentlichen Abstand die Spritzungen ausgebracht (Engelhard 2008).

Die Tabelle zeigt die Entwicklung des Einsatzes kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel im Hopfen in Deutschland seit den 1960er Jahren (Kühne et al. 2009) und verdeutlicht die starke Reduzierung der Anwendungen. Monitoringdaten für die gesamte ökologische Hopfenbaufläche Deutschlands zeigen eine Behandlung fast aller Flächen mit durchschnittlich von 2,8 kg Cu/ha und Jahr im Zehnjahresmittel 2013-2023 (Monitoringdaten der LfL Bayern). Höhere Aufwandmengen werden durch erhöhten Krankheitsdruck in niederschlagsreichen Jahren eingesetzt.

Präsentation der Daten von 2023

im Acker- und Freilandgemüsebau

Im Acker- und Freilandgemüsebau wird Kupfer bei Kartoffeln und in geringerem Umfang auch bei Gemüsekulturen eingesetzt.  

Flächenmäßig ist dabei die Anwendung von Kupferpräparaten im ökologischen Kartoffelbau gegen die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) von großer Bedeutung. Hier werden nach Monitoringdaten der Anbauverbände Naturland und Bioland auf den behandelten Flächen durchschnittlich 1,6 kg Cu/ha und Jahr angewendet (Daten von 2010-2021 für 20-40 % der ökologischen Anbauflächen). In Demeter-Betrieben wird im Kartoffelanbau kein Kupfer eingesetzt. In einigen Regionen und trockenen Jahren wird oftmals auf die Anwendung verzichtet, dagegen erfordert erhöhter Krankheitsdruck in niederschlagsreichen Jahren höhere Aufwandmengen. Im Gegensatz zu den Dauerkulturen erfolgt der Kupfereinsatz aufgrund der Anbaupause nur alle 4 Jahre auf der gleichen Fläche (Kühne et al. 2009).

Im Gemüsebau sowie Heilkräutern und Zierpflanzen dient Kupfer zur Regulierung verschiedener Krankheiten, je nach Kultur. Nach Monitoringdaten der deutschen Anbauverbände werden in Zwiebel auf durchschnittlich 12 % der Flächen 1,8 kg Cu/ha und Jahr eingesetzt, bei Spargel auf durchschnittlich 24 % der Flächen die Höchstmenge von 3,0 kg Cu/ha und Jahr. Dagegen werden fast alle Flächen mit Gurken behandelt, mit durchschnittlich 1,0 kg Cu/ha und Jahr sind (Daten von Bioland, Naturland und Demeter für 20-40 % der deutschen Anbauflächen, 2016-2019). Bei Kürbis, Karotten, Sellerie uns sonstigen Gemüsen im Freiland und Gewächshaus wird Kupfer auf weniger als einem Viertel der Flächen eingesetzt. Auch bei Gemüsen erfolgt der Anbau von grundsätzlich mit Kupfer zu behandelnden Kulturen im Rahmen der Fruchtfolge nicht in jedem Jahr.

Präsentation der Daten von 2023 und 2021

Literatur:

Kühne S., Strassemeyer J., Roßberg D. (2009): Anwendung kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel in Deutschland. Journal für Kulturpflanzen, 61, 4, 126-130

Die ausgewählten Ergebnisse stellen eine Zusammenfassung aus folgenden Publikationen dar:

Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel werden in Deutschland seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in den Dauerkulturen Hopfen, Wein und Obst sowie der Ackerbaukultur Kartoffel als Fungizid gegen Pilzkrankheiten eingesetzt. Trotz der Einführung wirksamer Alternativen auf Basis synthetischer Fungizide im konventionellen Landbau seit Mitte der 70er Jahre, besitzen kupferhaltige Pflanzenschutzmittel im konventionellen Landbau dennoch eine wichtige Schlüsselfunktion im Hinblick auf einen notwendigen Wirkstoffwechsel und ein erfolgreiches Resistenzmanagement (Forster 2008).

Die angestrebte Ausweitung des Ökologischen Landbaus kann sich nur vollziehen, wenn eine ausreichende Ertrags- und Qualitätssicherung gewährleistet ist. Hierbei spielt auch die Verfügbarkeit von Kupfermitteln eine bedeutende Rolle. Öko-Weinbau ohne Kupfer bedeutet Ertrags- und Qualitätsausfälle von 50 bis 100 %. Öko-Hopfenbaubetriebe müssten beispielsweise ohne kupferhaltige Pflanzenschutzmittel ihren Betrieb einstellen, da z. Zt. für den Ökoanbau zugelassene Bekämpfungsalternativen für die Bekämpfung der Hopfenperonospora nicht zur Verfügung stehen. Auch im konventionellen Obstbau sind Kupferpräparate ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Schorf und Obstbaumkrebs. Ohne Kupfer wären empfindliche Ertrags- und Qualitätsverluste zu verzeichnen. Ein Verzicht auf kupferhaltige Präparate würde zu einem sofortigen Rückgang des Ökologischen Landbaus in Deutschland führen.

In den letzten Jahren wurde intensiv zu Kupfer-Alternativen und zur Optimierung der Wirkung von Kupferpräparaten gearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass es für die Anwendung von Kupfer in vielen Anwendungsgebieten bisher keine hinreichend wirksamen Alternativen gibt, gleichwohl sind bei der Reduzierung der Aufwandmenge von Kupfer, nicht zuletzt auch durch die Optimierung von Kupferpräparaten, deutliche Erfolge erzielt worden.

Kupfer wurde in den Jahren 1890 bis etwa 1940 noch bis zu 50 kg Kupfer pro Jahr und Hektar als Pflanzenschutzmittel zur Schaderregerbekämpfung im Weinbau eingesetzt. Im Hopfenbau resultieren die Belastungsspitzen aus den Jahren 1924 bis etwa 1965, als noch 60 kg Kupfer pro Jahr und Hektar zur Schaderregerbekämpfung angewendet wurden. Die heute applizierte Menge an Reinkupfer ist im Vergleich zur früheren Praxis 15- bis 20mal geringer.

Im Ökologischen Landbau legt die EG-Öko-Verordnung seit 2006 die zulässige Höchstmenge an Reinkupfer auf maximal 6 kg/ha und Jahr fest. Diese gesetzlich festgelegte Höchstmenge wird durch die Richtlinien der deutschen Bio-Verbände (z. B. Bioland) weiter auf 3 bzw. bei Hopfen auf 4 kg/ha und Jahr reduziert bzw. bei dem Demeterverband in bestimmten Kulturen (z. B. Kartoffeln) ganz verboten. Die Einsatzgebiete von Kupfer als Pflanzenschutzmittel im Ökologischen Landbau sind vor allem der Sonderkulturbereich.

Beispielhaft konnten für das Obstanbaugebiet Bodensee die jährlichen Kupfereinträge berechnet werden. Im Mittelwert liegt der Eintrag für die Landkreise Konstanz, Bodenseekreis und Ravensburg bei 1,57 kg/ha und Jahr. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass der Ökolandbau auf Grund fehlender Alternativen flächenbezogen in Kartoffeln, Wein und Obst höhere Kupfermengen anwendet als der konventionelle Landbau (siehe nachfolgende Tabelle). Die Auswirkungen dieser zusätzlich ausgebrachten Kupfermengen auf die biologische Vielfalt der Bodenlebewesen sind zur Zeit Gegenstand der Forschung.

Die Anwendung kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel in der Schweiz in verschiedenen Kulturen wird von den Autoren Speiser, Mieves & Tamm (2015) beschrieben.

Tab. 1: Abschätzung der als Pflanzenschutzmittel eingesetzten Kupfermenge in Deutschland für verschiedene Anwendungsbereiche im Jahr 2008 in Tonnen (t) (Kühne et al., 2009)