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Ökologischer Landbau
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Literatur zum Thema:

Ratgeber


Heinrich Schmutterer, Jürg Huber (2005):
Natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel.
Eugen Ulmer-Verlag, 264 S., geb. ISBN 978-3-8001-4754-0.

Wissensportal Kupfer

JKI-Wissensportal KUPFER


informiert über Kupfer als Pflanzenschutz- und Düngemittel
https://kupfer.julius-kuehn.de/

Inhalt: Pflanzenschutzmittel

Zur Kontrolle von Schädlingen oder Krankheiten können die Landwirte im Ökologischen Landbau nur auf eine eng begrenzte Auswahl von Pflanzenschutzmitteln zurückgreifen. Diese Mittel dürfen nur bei erwiesenem Bedarf verwendet werden und nur, wenn mit den vorbeugenden Maßnahmen der Befall mit Schadorganismen nicht unter Kontrolle gehalten werden kann.

Die Grundlage bildet seit dem 01. Januar 2022 eine neue EG-Öko-Basisverordnung (VO 2018/848) und ergänzende Rechtsakte.

Die Durchführungsverordnung (EU) 2021/1165 enthält eine Positivliste der Wirkstoffe, die in den zur Anwendung kommenden Pflanzenschutzmitteln  und Grundstoffen enthalten sein dürfen. Stoffe, die nicht aufgeführt sind, dürfen nicht angewendet werden.

Im Ökologischen Landbau dürfen die Wirkstoffe nur dann als Pflanzenschutzmittel angewendet werden, wenn sie in zugelassenen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind (Auswahl für den Ökologischen Landbau). Eine Ausnahme bilden Soffe und Gemische die als Grundstoffe genehmigt sind und die für den Pflanzenschutz von Nutzen sind. Die Anwendung der Grundstoffe im eigenen Betrieb unterliegt nicht der Zulassungspflicht.

Darüber hinaus wird von der FiBL Deutschland eine Betriebsmittelliste für den ökologischen Landbau in Deutschland geführt, die kostenpflichtig vertrieben wird. Ziel der Betriebsmittelbeurteilung und Listung positiv beurteilter Produkte ist es, dass Bioerzeuger, Berater, Ökokontrollstellen und Hersteller Sicherheit über die Einsatzfähigkeit von Betriebsmitteln im Biolandbau erhalten. Damit soll einerseits der hohe Qualitätsstandard im Ökolandbau gesichert werden. Andererseits sollen Hersteller von Betriebsmittel-Produkten durch die Beurteilung eine verlässliche Grundlage erhalten, auf der sie geeignete Produkte für die Biolandwirtschaft entwickeln und produzieren können.

Pflanzenschutzmittel für Anwendungen mit geringfügigem Umfang

Unter diesem Begriff (früher Lückenindikation) versteht man Anwendungsgebiete von geringfügigem Umfang bzw. geringer gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, für die kein oder keine ausreichenden und praktikablen Bekämpfungsverfahren existieren oder für die die zugelassenen Pflanzenschutzmittel keine oder keine ausreichende Problemlösung gewährleisten. Die Ausweisung von Pflanzenschutzmitteln in diesen Anwendungsgebieten ist von öffentlichem Interesse.

Um die Existenz der ökologisch wirtschaftenden Landwirte und Gärtner zu sichern und einem illegalen PSM-Einsatz entgegen zu wirken, ist es das Ziel, Bekämpfungslücken schnellstmöglich zu schließen.

Das Julius Kühn-Institut ist bei Anträgen auf Ausweitung des Geltungsbereiches mit der Bewertung hinsichtlich des geringfügigen Umfanges und öffentlichen Interesses beauftragt.

In der gegenwärtigen Situation gibt es eine Vielzahl von Anwendungsgebieten im Ökologischen Landbau, für die keine Pflanzenschutzlösungen einschließlich Pflanzenschutzmittelanwendungen zur Verfügung stehen.

Mit dem Ziel, die Bekämpfungslücken im Ökologischen Landbau zu schließen, müssen folgende Aufgaben erfüllt werden:

Fassung der Anwendungsgebiete und Hinweise zur Anwendung

Diese Aufgabe erfordert ein arbeitsteiliges Herangehen, einmal von Vertretern des Ökologischen Landbaues, die die Pflanzenschutzanwendungen in der Praxis auflisten, die über die im Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis festgelegten hinausgehen. Das JKI muss Anwendungsgebiete optimal definieren, die den Prüfungsumfang und die Anwendungsbreite berücksichtigen. Außerdem müssen Landwirte und Gartenbauer ihre Erfahrungen zu den Anwendungen und zur Wirkung und Pflanzenverträglichkeit einbringen sowie Versuche zur Prüfung der Pflanzenschutzmittel ermöglichen.

Antragstellung

Die Antragstellung erfolgt auf der Basis einer vorhandenen Zulassung für das entsprechende Pflanzenschutzmittel, von Kenntnissen zur Wirkung und Pflanzenverträglichkeit im entsprechenden Anwendungsgebiet und bei Erfordernis von Datenmaterial zum Rückstandsverhalten des Wirkstoffes.

Die Koordinierung der Antragstellung erfolgt durch das JKI.

Als Antragsteller wird der Hersteller des Pflanzenschutzmittels favorisiert. Im Falle seines Einverständnisses zum Anwendungsgebiet nicht aber zur Antragstellung wird der Zulassungsantrag durch Dritte beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gestellt.

Wirkstoffe

Im Ökologischen Landbau dürfen die Wirkstoffe nur dann als Pflanzenschutzmittel angewendet werden, wenn sie in zugelassenen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind. Bei den hier zusammengestellten Wirkstoffen handelt es sich um Naturstoffe, die zum Teil heute nicht mehr im Pflanzenschutz angewendet werden dürfen z. B. Kalialaun, Kaliumpermanganat und Rotenon.

Bienenwachs

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Knetbares Ausscheidungsprodukt aus den Drüsen der Honigbiene, aus dem die Honigwaben aufgebaut werden.

Inhaltsstoffe

Bienenwachs besteht aus einem Gemisch von komplexen Wachsestern (ca. 70%), normalen Fettsäuren und Hydroxyfettsäuren (13-14%) sowie Kohlenwasserstoffen (10-14%). Die Wachsester enthalten als Alkohol-Komponente 1-Triacontanol, das insbesondere mit Palmitin- und Cerotinsäure verestert ist. Als Wachsester von Hydroxyfettsäuren ist v.a. Ceryl-hydroxypalmitat (8-9%) im B. vorhanden. 14-Hydroxypalmitin- sowie 16- Hydroxy- u. 17-Hydroxystearinsäure sind ebenfalls Bestandteile von Bienenwachs; als freie Wachssäuren kommen v.a. Lignocerin-, Cerotin- u. Melissinsäure vor (FUGMANN, 1997).

Verwendung

Wundverschlußmittel, z. B. beim Baumschnitt, Obstbaumkrebs, Bakterienbrand, Veredelungsarbeiten

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Wirkung

Verhindert das Austrocknen der Wunde und fördert so die Heilung, schützt vor Wundinfektion.

Gewinnung

Man schmilzt die vom Honig durch Ausschleudern befreiten Waben, trennt die Schmelze (Schmp. 61-68 °C) von festen Verunreinigungen u. läßt das so erhaltene gelbe (Cera flava), braune oder rote Rohwachs erstarren. Das Rohwachs kann durch Behandlung mit Oxidationsmitteln vollkommen weiß gebleicht werden (Cera alba) (FUGMANN, 1997).

Wirkung auf Nützlinge

Keine

Wirkung auf Wasserorganismen

Keine

Literatur

FUGMANN, B.[Hrsg.] (1997): RÖMPP Lexikon Naturstoffe. Stuttgart New York, 735 S.

Gelatine

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

geruch- und farblose kolloide Substanz, die aus dem in Knochen und Häuten enthaltenen Gerüsteiweißstoff Kollagen gewonnen wird

Verwendung

Insektizid

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung Nr. 889/2008

Zugelassene Pflanzenschutzmittel in Deutschland

keine

Insektizide Wirkung

NOEHR RASMUSSEN (1990) untersuchte die Wirkung einer 1,5 %igen Gelatinelösung auf Spinnmilben (Tetranychus urticae), Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) und Blattläuse (Mycus persicae) im Vergleich zu Kaliseife. Die Wirkung der Gelatinelösung war starken Schwankungen unterlegen und wesentlich geringer als die der Seifenlösung. Gegen die Nymphen und adulten Spinnmilben waren Effekte von 65-75 % zu verzeichnen. Demgegenüber wurden die Spinnmilbeneier jedoch nicht beeinträchtigt. Die Wirkung gegen Blattläuse betrug nur 45 % wohingegen das erste und zweite Larvenstadium der Weißen Fliege zwischen 50 und 97 % geschädigt wurde.
ROOMI et al. (1990) führten Untersuchungen mit dem Ziel durch, Hölzer gegen subterrane Termiten durch anorganische Substanzen zu schützen. Verwendet wurden dünne Überzüge aus Gelatine-Lösungen, welche einmal 10 % Kalziumkarbonat und einmal 5 % Kupfersulfat enthielten. Mit diesen Lösungen angestrichene Hölzer blieben 2 und 4 Jahre frei von Termitenfraß, wogegen unbehandelte Hölzer binnen 6 Monate schwer beschädigt wurden.

Insektizide Zubereitungen

15 g Gelatine auf 1000 ml Wasser

Wirkung auf Nützlinge

Keine Angaben

Literatur

  • MEYERS LEXIKON (1998): Lexirom, CD-Rom
  • NOEHR RASMUSSEN, A. (1990): Potassium soap and gelatine for control of pests in glasshouse. Dan. Plant Protect. Conf. Pests Dis., 375-387
  • ROOMI et al. (1990): Untersuchungen zur Bekämpfung unterirdischer Termiten mittels anorganischer Pestizide. Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz 63 (3), 50-52

Hydrolisiertes Eiweiß

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Verwendung

Lockmittel für Insekten
Pflanzenstärkungsmittel

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung Nr. 889/2008

Zugelassene Pflanzenschutzmittel in Deutschland

keine

Insektizide Wirkung

Köder auf der Basis von Eiweißhydrolysaten werden bei der Bekämpfung von Fruchtfliegen eingesetzt. Sie üben eine hohe Attraktivität auf begattete Weibchen aus, da diese für die Eientwicklung auf Proteine angewiesen sind.
Jedoch auch Männchen werden angelockt. Dem Proteinhydrolysat wird ein Insektizid beigemischt und diese Mischung in "Single shots" in den Kronen der Bäume ausgebracht (THEINERT, 1999). Erfolgreich wurde diese Methode u. a. bei der Bekämpfung der Mittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata (Wied.) angewandt. DELRIO & ORTU (1988) testeten eine Kombination von Ammoniumazetat und Proteinhydrolysat mit guten Erfolgen in Orangenkulturen. Ergebnisse von ROS et al. (1988) in Zitrusplantagen zeigten, dass eine Zugabe von Insektiziden die Lockwirkung reduzierte. Der Prozentgehalt gefangener Fliegen erhöhte sich proportional zum Eiweißgehalt.
Auch gegen die Olivenfliege Dacus oleae werden Proteinköderfallen erfolgreich eingesetzt. Die meisten adulten Fliegen wurden 4-6 Tage nach Ausbringung der Fallen gefangen. Danach war die Anzahl nicht signifikant höher als in unbeköderten Fallen (MONACO, 1981).

Wirkung als Pflanzenstärkungsmittel

Der organische Flüssigdünger Siapton besteht aus hydrolisiertem tierischen Eiweiß und enthält 55 % Aminosäuren. Er soll zur Überwindung von Streß- und Mangelsituationen beitragen und dadurch die Produktion optimieren. Versuchsergebnisse zeigen beim Apfel verbesserten Fruchtansatz, gefördertes Pollenschlauchwachstum, bei Süßkirschen Behangstabilisierung und Reduzierung geplatzter Früchte. Positive Auswirkungen zeigten sich auf den Fruchtbesatz auch bei Birnen, Aprikosen und Zwetschgen, Erdbeermehltau konnte reduziert werden (SCHÜLER 1995).

Wirkung auf Nützlinge

Bei den Versuchen von ROS et al. (1988) wurden in den Lockfallen auch beträchtliche Mengen an Nützlingen gefangen, so die Florfliege Chrysoperla carnea, der Marienkäfer Rodolia cardinalis (ein Gegenspieler der Orangenschildlaus) und Conwentzia psociformis (Staubhafte, welche zu der Fam. der Netzflügler gehört u. deren Larven Blatt- und Schildläuse jagen).
DELRIO & PROTA (1980) testeten verschiedene Fallen, u. a. auch beköderte Gelbfallen, kamen aber zu der Erkenntnis, dass Gelbfallen (visueller Reiz) mit Vorsicht einzusetzen sind, da sie einen unerwünschten Nebeneffekt auf verschiedene Nutzarthropoden besitzen.

Literatur

  • DELRIO, G.; ORTU, S. (1988): Attraction of Ceratitis capitata to sex pheromones, trimedlure, ammonium and protein bait traps. Bulletin SROP 11 (6), 20-25
  • DELRIO, G.; PROTA, R. (1980): Comparison between chromotropic and chemotropictraps for Ceratitis capitata Wied. Standardization of biotechnical methods of integrated pest control in citrus orchards, 87-102, publ. 1981
  • MONACO, R. (1981): Tests of the attractiveness of protein baits. Informatore Fitopatologico 31 (1/2), 67-71
  • ROS, J. P. et al. (1988): Efficiency of hydrolyzed protein in baited sprays against Ceratitis capitata Wied. Boletin de Sanidad Vegetal, Plagas 14 (1), 5-9
  • SCHÜLER, P. (1995): Versuch einer Beurteilung ausgewählter Pflanzenpflege- und Pflanzenstärkungsmittel aufgrund einer Literaturrecherche. 7. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 14. und 15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • THEINERT, C. (1999): Zum Orientierungsverhalten der Kirschfruchtfliege Rhagoletis cerasi L., Ergebnisse einer Literaturrecherche, Studie BBA, Institut f. Pflanzenschutz im Obstbau, 11 S. noch nicht veröffentlicht

Kali-Alaun

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Synonyme

Kalium-Aluminium-Sulfat, Alaun

Herkunft

Grundstofflieferanten sind Bauxit und Kaolin

Inhaltsstoffe

Kaliumsulfat, Aluminiumsulfat

Verwendung

Historischer Pflanzenschutzmittelwirkstoff.
Verzögerung der Reifung von Bananen; Alaun-Lösung soll nach KREUTER (1995) unverdünnt gegen Blattläuse und Schmetterlingsraupen und als Abwehrmittel gegen Schnecken wirken. Historisches Ameisenabwehrmittel (Milch + Alaun + Zucker)
Papierindustrie: Leim
Medizin: durch Erhitzen entsteht Alumen, gebrannter Alaun, der kein Wasser mehr enthält, dieser Stoff wurde als blutstillendes Mittel gebraucht
Färberei: Beize
Kali-Alaun wird weiterhin in verschiedenen Formen als mildes Ätzmittel und Deodorant angewendet.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel in Deutschland

keine

Insektizide Wirkung

durch Bildung eines sauren Films repellente Wirkung (KREUTER 1995)

Zubereitungen

Alaun-Lösung: 40 - 50 g Alaun in einem Liter kochendem Wasser lösen, anschließend mit 9 Liter Wasser auffüllen, so dass 10 Liter Spritzbrühe entstehen (KREUTER 1995)

Wirkung auf Nützlinge

keine

Literatur

  • KREUTER, M.-L. (1995): Pflanzenschutz im Biogarten, BLV München, 249 S.

Kaliumpermanganat

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich, Rüdiger Spangenberg - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Synonyme

übermangansaures Kali

Summenformel

KMnO4

Verwendung

Kaliumpermanganat gibt es als anthrazitfarbige, metallisch glänzende Salzkristalle im Handel. Sie ergeben in Wasser eine tiefviolette Lösung.
Historischer Pflanzenschutzmittelwirkstoff: Fungizid, Bakterizid, Pilz- und Fäulnishemmer wegen der keimtötenden Wirkung, auch als Saatbeize möglich.
In Nelken-Hydrokulturen als kuratives Mittel zur Begrenzung der Ausbreitung von Fusarium-Befall in einer Konzentration von 0,025 % (für 30 min in Anstau 3x wöchentlich) eingesetzt (JACOB 1989).

In vitro Versuche (RANDHAWA et al. 1979) zur Bekämpfung der Stengelfäule (Erwinia chrysanthemi pv. zeae) an Mais waren erfolgreicher als In vivo Versuche, die mit einer Konzentration von 100 mg/ml nur eine geringe Wirksamkeit zeigten (THIND et al. 1984). Bessere Ergebnisse wurden bei der Bekämpfung der Blattstreifenkrankheit (Pseudomonas rubilineans) erzielt (THIND et al. 1984). 25 tage alte Maispflanzen wurden mit einer Zellsuspension inokuliert und dann 48 Stunden unter hoher Luftfeuchte gehalten. 5 Tage nach der Inokulation, bei sichtbar werden der Symptome, wurden verschiedenen Mittel getestet. Die Anzahl der Nekrosen wurde durch Kaliumpermanganat (100 mg/ml) um die Hälfte reduziert. Streptocyclin alleine und in Kombination mit Kupfersulfat bzw. Glyzerin zeigten die besten Resultate.
Medizin: Desinfektion (Gurgelwasser)

Wirkung

Die Lösung ist stark sauerstoffaktiv, wirkt wachstumsfördernd, desinfizierend, adstringierend (zusammenziehend).

Zubereitungen

Spritzbrühe (KREUTER 1995): 1-3 g Kaliumpermanganat in 10 l Wasser lösen, unverdünnt spritzen. Achtung: Bei zu starkem Ansatz können Flecken auf den Pflanzen entstehen. Tip: Öfter hintereinander spritzen SCHMID & HENGGELER 1989 empfehlen 3 g in 10 l Wasser.

Zugelassene Pflanzenschutzmittel in Deutschland

keine

Wirkung auf Wasserorganismen

Fische:
Ictalurus punctatus
96-h LC50 = 4.5 to 17.6 mg/l

Anguilla rostrata
96-h LC50 = 3,06 mg/l

Morone saxatilis
96-h LC50 = 1,02 – 1,07 mg/l (Larven)

Ophiocephalus
96-h LC50 = 2,50 mg/l

Puntius goniotus
96-h LC50 = 2,59 mg/l

Cyprinus carpio
96-h LC50 = 3,31 mg/l

Tilapia nilotica
96-h LC50 = 3,89 mg/l

Morone saxatilis
96-h LC50 = 0,96 – 1,48 mg/l (Juvenile)

Wirbellose
Paneaus ssp.
24-h LC50 = 3,9 – 17 mg/l (Juvenile)

Daphnia sp.
2-h LC50 = 4,27 mg/l

Kennzeichnung

gem. 67/648/EWG und gem. BBA-Kriterien

R 50 - Sehr giftig für Wasserorganismen
NW264 – Das Mittel ist giftig für Fische und Fischnährtiere

Literatur

  • Hinton, M.J. and Eversole, A.G (1978): Toxicity of ten commonly used chemicals to American eels. (Presented at: 32. Annual Conference Southeastern Association of Fish and Wildlife Agencies; Hot Springs, VA, USA; 5th Nov. 1978); Proc. Annu. Conf. Southeast. Assoc. Fish Wildl. Agencies, vol. 32, pp. 599-604
  • JAKOB, M. (1989): Pflanzenschutz bei hydroponischen Produktionsverfahren von Zierpflanzen, insbesondere von Edelnelken. Gartenbau, 36, 2, 58-60
  • KREUTER, M.-L. (1995): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • Liao, I Chiu; Guo, Jiin Ju (1990): Studies on the tolerance of postlarvae of Penaeus monodon, P. japonicus, P. semisulcatus, P. penicillatus, Metapenaeus ensis and Macrobrachium rosenbergii to copper sulfate, potassium permanganate and malachite green. Coa. Fish. Ser., no. 24, pp. 90-94
  • Manop-Kanchanaburangkul (1988): Effects of potassium permanganate on some aquatic organisms and water quality. Abstracts of Master of Science Thesis; Fisheries Science, no. 13, p. 5
  • RANDHAWA, P.S., THIND, B.S., SINGH, N.J. (1979): In vitro evaluation of chemicals against Erwinia chrysanthemi corn pathotype and Pseudomonas rubrilineans. Indian Phytopath., 32, 547-550
  • Reardon, I.S. and Harrell, R.M. (1994): Effects of varying salinities on the toxicity of potassium permanganate to larval and juvenile striped bass, Morone saxatilis (Walbaum). Aquacult. Fish. Managage., vol. 25, no. 6, pp. 571-578
  • SCHMID, O., HENGGELER, S. (1989): Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Stuttgart: Ulmer, 270 S.
  • Sreekala, K.G.; Jennita, J. and Prakasam, V.R. (1991): Tolerance and heart rate of Daphnia sp. (Crustacean) in response to disinfectants, bleaching powder and potassium permanganate. Pollut. Res., vol. 10, no. 1, pp. 33-36
  • THIND, B.S.; RANDHAWA, P.S.; SONI, P.S. (1984): Chemical control of bacterial stalk rot (Erwinia chrysanthemi pv. zeae) and leaf stripe (Pseudomonas rubrilineans) of maize. Z. Pfl.krankheiten und Pfl.schutz, 91, 4, 424-430
  • Tucker,-C.S. (1987): Acute toxicity of potassium permanganate to channel catfish fingerlings. AQUACULTURE, vol. 60, no. 2, pp. 93-98

Kaolin

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne und Per-Olaf Walter, JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Synonyme

Porzellanerde, Porzellanton, Pfeiffenerde, weiße Tonerde u. a.

Herkunft

Kaolin ist ein weißes Tongestein, das weltweit vorkommt.

Verwendung

Kaolin ist ein Repellent, das als Insektizid im Obstbau gegen Blattsauger (Psylloidae) angewendet werden kann. Die Wirksamkeit gegen den Gemeinen Birnenblattsauger (Cacopsylla pyri) konnte nachgewiesen werden (z. B. Daniel et al. 2005, Saour et al. 2010, Puterka et al. 2005, Erler & Cetin 2007). Kaolin wird im Obstbau auch eingesetzt, um Sonnenbrand und Hitzeschäden an den Früchten zu verhindern (Glenn et al. 2002).
Im allgemeinen wird Kaolin jedoch hauptsächlich zur Papierbeschichtung und als Grundlage zur Herstellung von Porzellan verwendet. Auch als Rieselhilfe in Lebensmitteln ist Kaolin zugelassen.

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008. In der Schweiz steht Kaolin als Wirkstoff in dem Pflanzenschutzmittel Surround®WP den Obstbauern zur Verfügung.

Insektizide Wirkung

Kaolin überzieht die behandelten Bäume mit einer weißen Schicht von feinen Tonmineralen. Die Füße (Tarsen) der Schadinsekten werden verschmutzt und setzen die Haftfähigkeit auf dem Blatt herab. Dadurch wirkt Kaolin als Repellent (Puterka et al. 2005; Erler & Cetin 2007).

Wirkung auf Nützlinge

Die U.S. Zulassungsbehörde stellt keine Gefahr für Nützlinge oder Gewässer fest (Anonym 1998), die Schweizerische Eidgenossenschaft stuft Kaolin als wenig gefährlich für Raubmilben ein (Anonym 2014).

Literatur

  • Anonym (1998): Kaolin (100104) Registration Eligibility Document (http://www.epa.gov/pesticides/chem_search/reg_actions/reregistration/red_PC-100104_1-Apr-00.pdf) (14.01.2015)
  • Anonym (2014): Schädlingsbekämpfungsmittelliste von Agroscope (http://www.sopra-acw.admin.ch/d/bekampf.php#insektizide) (14.01.2015)
  • Daniel C., Pfammatter W., Kehrli P., Wyss E.(2005): Processed kaolin as an alternative insecticide against the European pear sucker, Cacopsylla pyri (L.). Journal of Applied Entomology 129 (7), 363-367
  • Erler F., Cetin H. (2007):Effect of kaolin particle film treatment on winterform oviposition of the pear psylla Cacopsylla pyri. Phytoparasitica, 35(5), 466-473
  • Glenn D.M., Prado E., Erez A., McFerson J., Puterka G.J. (2002): A reflective, processed-kaolin particle film affects fruit temperature, radiation reflection, and solar injury in apple. J. Amer. Soc. Hort. Sci. 127(2), 188-193
  • Puterka G., Glenn D.M., Pluta R.C.(2005): Action of Particle Films on the Biology and Behavior of Pear Psylla (Homoptera: Psyllidae). Journal of Economic Entomology 98 (6), 2079-2088
  • Saour G., Ismail H., Hashem A. (2010): Impact of kaolin particle film, spirodiclofen acaricide, harpin protein, and an organic biostimulant on pear psylla Cacopsylla pyri. International Journal of Pest Management, 56 (1), 75-79

Kieselgur

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Ablagerungen von Kieselalgen
Kieselgur wird aus Erdschichten abgebaut, die ehemals von Süß- oder Salzwasser bedeckt waren. Es handelt sich um fossile Ablagerungen von Kieselalgen, deren Körperskelett aus Kieselsäure besteht. Chemisch identisch mit Siliziumdioxid hat es jedoch im Vergleich zu kristallinem Quarzsand eine amorphe Struktur. Feine Partikel sind damit zwar lungengängig, führen aber nicht zu einer Staublunge (Silikose) wie das bei kristallinem quarzhaltigen Feinstaub passieren kann. (Kühne, Burth, Marx 2006)

Verwendung

Kieselgurstaub aus zermahlenen Kieselalgenskeletten ist im Vorratsschutz derzeit für die Behandlung von Getreide zugelassen und muss gleichmäßig in die gesamte Getreidemenge eingemischt werden. Der Staub reagiert nicht chemisch, sondern bindet je nach Artzusammensetzung der Kieselalgen eher Wasser oder Fett aus dem Insektenkörper und führt damit zu einem unkontrollierten Wasserverlust der Schaderreger. Bei Dosierungen von mehr als 100 g/t kann der optische Eindruck oder der Geruch des behandelten Getreides verändert werden. Die große Oberfläche des Staubes nimmt starke Gerüche schnell an. (Kühne, Burth, Marx 2006)

Insektizide Wirkung

Diatomeenerden wirken primär durch die Zerstörung der als Wasserbarriere dienenden Wachsschicht, mit anschließender Dehydration des Insekts. (Mewis & Ulrichs, 2001).

Wirkung auf Nützlinge

Aufgrund der durch die Pflanzenschutzmittelzulassung festgelegten Anwendungen des Mittels werden Bienen nicht gefährdet.

Literatur

  • KÜHNE, S.; BURTH, U.; MARX, P. (Hrsg.) (2006): Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Pflanzengesundheit im Ökologischen Landbau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 288 S.
  • MEWIS, I.; ULRICHS, C. (2001): Wirkungsweise amorpher Diatomeenerden auf die Vorratsschädlinge Sitophilus granarius und Tenebrio molitor. Gesunde Pflanzen, 53, 4, S. 110-119

Kupfer

Zusammenfassende Darstellung zum Kupfer als Pflanzenschutz- und Düngemittel erfolgt auf dem JKI-Wissensportal

Kupfer - als Pflanzenschutzmittel

Verbindungen

Kupfercarbonat, Kupferkalk, Kupferchlorid, Kupferhydroxid (Blaukupfer), Kupfer-Lignin, Kupferoxid, Kupferoxychlorid (Grünkupfer), Kupferoxydul, Kupfersoda, Kupfersulfat, Burgunderbrühe (Kupfersodabrühe aus Kupferhydroxid und Natriumkarbonat), ), Bordeauxbrühe (Kupferkalkbrühe aus Kalkmilch und Kupfersulfat)

Verwendung

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden vor allem in der Landwirtschaft, im Obst-, Wein-, Hopfen- und Kartoffelbau verschiedene Kupferverbindungen angewendet. Die Burgunderbrühe und die Bordeauxbrühe fanden z. B. gegen Mehltau, Schorf, Krautfäule an Kartoffeln und Tomaten Verwendung.
Anwendung erfolgt entsprechend der EG-Verordnung 889/2008

Fungizide Wirkung

Kupferpräparate sind als schwer löslich bekannt. Die wirksame Komponente des Kupfers sind die in Lösung befindlichen Kupferionen. Die biozide Wirkung der Kupferionen entsteht durch die Blockade des Enzymsystems im Stoffwechsel der Mikroorganismen. Kupfer-Brühen wirken auch in starker Verdünnung noch biozid.

Wirkung auf Nützlinge

Empfindlich reagieren manche Kleinlebewesen, besonders der Regenwurm.
Kupfermittel sind als nichtbienengefährlich eingestuft.
Untersuchungen im Weinbau zur Bekämpfung von Oidium zeigten in einigen Fällen einen schädigenden Einfluß auf Raubmilbenpopulationen.

Laminarin

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne und Per-Olaf Walter, JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Synonyme

Laminaran

Herkunft

Laminarin ist ein beigefarbenes Pulver das aus dem Fingertang (Laminaria digitata) gewonnen wird (MERY & JOUBERT 2012).

Inhaltsstoffe

1,3 Beta-D-Glucan

Verwendung

Laminarine werden in der Medizin als Gerinnungshemmer eingesetzt (SHANMUGAN & MODY 2000). Früher wurden sie auch in der Behandlung nervöser Störungen verwendet (HARBORNE & BAXTER 1999). In der Braunalge selber, aus dem das Laminarin extrahiert wird, dient es als Reservekohlenhydrat vergleichbar mit der Stärke in Landpflanzen (BELITZ et al. 2007).

Im Bereich des Pflanzenschutzes dient Laminarin zur Stärkung des Immunsystems der Pflanze (MEZKA & BIELENIN 2011, RIEGER & LABARRE 2012).

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Wirkung

Laminarin stimuliert die natürliche Resistenz von Pflanzen gegenüber Krankheiten und wirkt vorbeugend gegen Pilze, Viren und Bakterien (MEZKA & BIELENIN 2011, RIEGER & LABARRE 2012, JOUBERT & MERY 2012). Bei der Anwendung von Laminarin sind keine Rückstände zu erwarten oder Wartezeiten einzuhalten (RIEGER & LABARRE 2012). Gute Regulierungserfolge konnten gegen Graufäule (Botrytis cinerea), Echten Mehltau (Podosphaera aphanis) und der Blattfleckenkrankheit (Mycosphaerella fragariae) an Erdbeeren erzielt werden (MEZKA & BIELENIN 2011).

Wirkung auf Nützlinge

Nebenwirkungen auf Nützlinge werden nicht erwartet (MEZKA & BIELENIN 2011).

Literatur

  • Belitz H.-D., Grosch W., Schieberle P. (2007): Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 6. Auflage, Springer, ISBN 978-3-540-73201-3, 341
  • Harborne J.B., Baxter H. (1999): Phytochemical Dictionary: A Handbook of Bioactive Compounds from Plants. CRC Press, ISBN 0-7484-0620-4.
  • Joubert J.M., Mery A.B. (2012): Laminarin (Vacciplant) against appple scab Venturia inaequalis) and Gloeosporium on apple (Gloeosporium album et Perenans). 10. Conference Internationale sur les Maladies des Plantes, Tours, France, 3, 4 & 5 Decembre, 2012, 630-639
  • Meszka A., Bielenin B. (2011): Activity of laminarin in control of strawberry diseases. Phytopathologia (62), 15-23
  • Rieger D., Labarre A. (2012): Induction of resistance with Vacciplant (Laminarin). Julius-Kühn-Archiv (438), 91
  • Shanmugan M. und Mody K.H. (2000): Heparinoid-active sulphated polysaccharides from marine algae as potential blood anticoagulant agents. Current Science (79), 1672–1683

Lecitin

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Mischungen oder Fraktionen aus Phosphatiden, die aus tierischen oder pflanzlichen Nahrungsmitteln gewonnen werden.

Verwendung

Als Fungizid gegen Echte Mehltaupilze im Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenbau, zugelassen als Lebensmittelzusatzstoff nach Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, E 322

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Fungizide Wirkung

Bei einer 0,15%igen Anwendung von BioBlatt-Mehltaumittel reduzierte sich der Rußfleckenbefall (Gloeodes pomigena) auf 60%, in der Kontrolle lag der Befall bei 79%. Die Zahl befallener Früchte mit Fliegenschmutzflecken (Schizothyrium pomi) lag in der Kontrolle bei 10%, in der Variante mit BioBlatt-Mehltaumittel bei 5,9% (KARRER 1990).
Bei Bekämpfungsversuchen gegen den Amerikanischen Stachelbeermehltau (Sphaeroteca mors uvae) erzielte BioBlatt-Mehltaumittel ähnliche Wirkungsgrade wie Saprol (Wirkstoff Triforin) (KRÜGER 1990).

Wirkung auf Nützlinge

  • Mittel mit dem Wirkstoff Lecithin sind wie folgt eingestuft
  • nichtschädigend für Populationen der Art Typhlodromus pyri (Raubmilbe)
  • nichtschädigend für Populationen der Art Chrysoperla carnea (Florfliege)
  • nichtschädigend für Populationen der Art Aphidius rhopalosiphi (Brackwespe)
  • nichtbienengefährlich
  • Versuche von KARRER (1990) mit BioBlatt-Mehltaumittel zeigten keine erheblichen Abweichungen von der Kontrolle beim Verhältnis Obstbaumspinnmilben zu Raubmilben.

Literatur

  • KARRER, F. (1990): Bekämpfung der Regenfleckenkrankheit mit im biologischen Obstanbau eingesetzten Mitteln. 3. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obst- und Weinbau, 8.-9.11.1990, Zusammenfassungen der Vorträge und Poster, 126 S.
  • KRÜGER, E. (1990): Die Bekämpfung des amerikanischen Stachelbeermehltaus und Empfehlungen für den Anbau. 3. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obst- und Weinbau, 8.-9.11.1990, Zusammenfassungen der Vorträge und Poster, 126 S.

Neem

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Stammpflanze

Azadirachta indica

Herkunft

Der tropische Niembaum (engl. neem) ist in Asien, Afrika und Amerika verbreitet.

Inhaltsstoffe

Wichtigster Bestandteil ist das Triterpenoid Azadirachtin.

Verwendung

Neembaumextrakte können als natürlicher Fraßhemmer und Insektizid im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Neem wird auch im Vorratsschutz als vielversprechender Naturstoff angesehen (NEEB, 1986).
Neempreßkuchen und Neemblattpulver eignen sich auch zur Düngung von Gemüse. Neemöl wird in Indien zur Seifenherstellung verwendet, es eignet sich überdies zur Fabrikation von Kerzen. Neemkuchen in Kombination mit Harnstoff wurde in Reisfeldern Indiens erfolgreich getestet (KETKAR 1984); Neemextrakt hat indirekte Wirkung auf erhöhte Stickstoffixierung in Reisfeldern aufgrund der Bekämpfung algenfressender Crustaceen (GRANT et al. 1984).

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Insektizide Wirkung

Die fraßabschreckende Wirkung der Neeminhaltsstoffe ist der bäuerlichen Bevölkerung in Teilen Asiens und Afrikas schon seit längerem bekannt. Zu Beginn der siebziger Jahre wurde festgestellt, daß sie auch Einfluß auf die Insektenmetamorphose haben können, wie z.B. Häutungsstörungen oder das Entstehen verkrüppelter Flügel. Auch die Fortpflanzung von Schadinsekten kann stark gestört werden. So belief sich die Zahl der abgelegten Eier von Kartoffelkäferweibchen, die an mit Neemsamenextrakt behandelten Blättern gefressen hatten, nur auf ca. 10% der von nicht behandelten Käfern erzeugten. Auch die "Qualität" (Leistungsfähigkeit) von Schädlingen kann beeinflußt werden. Azadirachtin baut sich unter Freilandbedingungen schnell ab. Wegen fehlender UV-Einstrahlung sind Neemprodukte unter Labor- und Vorratslagerbedingungen viel haltbarer als im Freien. Bei Anwendung von Neemöl (2-4 ml/kg Samen) lassen sich Bohnensamen über ein halbes Jahr erfolgreich gegen Samenkäfer schützen (SCHMUTTERER, 1984). In verschiedenen Detail- und Praxisversuchen konnte die gute Wirkung von NeemAzal-Präparaten auf die Mehlige Apfelblattlaus nachgewiesen werden (SCHULZ et al., 1993, 1995, 1996, 1997; GALLI & EPP, 1998; KIENZLE et al., 1992, 1995; ZUBER, 1995; PFEIFFER et al., 1991; ZEBITZ et al., 1996; WYSS et al., 1995).

Insektizide Zubereitungen

SCHMUTTERER (1984): Eine sehr einfache Möglichkeit der praktischen Anwendung liegt in der Verwendung wäßriger Extrakte aus den Samen. Aus den zu Boden gefallenen Früchten werden die von einer weißhäutigen Schale umgebenen Kerne durch Herausdrücken gewonnen und gewaschen. Danach müssen sie sorgfältig getrocknet werden, um Verpilzung zu vermeiden. Später kann je nach Bedarf zur Herstellung einfacher Wasserextrakte eine bestimmte Menge Samen ausgekernt und zerkleinert (zermahlen, zerstoßen) werden. Bei guter Qualität erübrigt sich das Auskernen und die Schalen können mit zermahlen werden. Die zerkleinerten Samen werden in einem Tuch in ein teilweise mit Wasser gefülltes Gefäß gehängt, wobei sich die Wassermenge nach dem Gewicht der zerkleinerten Samen richtet. 25-50 g Samenmaterial ergeben pro Liter Wasser schon am nächsten Tag einen Extrakt, der gegen Kohlmotte, Melonenkäfer und Zwergzikaden sehr gute Bekämpfungs-ergebnisse liefert. Auch alkoholische Extrakte sind leicht herstellbar, wobei in der Regel Methanol wegen des Preises und geringerer Explosionsgefahr zur Verwendung kommt. Methanolextrakte halten sich nach Verdampfen des Alkohols unter Laborbedingungen monatelang und verlieren dabei nicht an Wirkung. Neemöl läßt sich durch Auspressen ganzer oder zermahlener Samenkerne gewinnen, da diese ca. 40% Öl enthalten.

Wirkung auf Nützlinge

Gegen viele Nützlinge wie parasitische Hautflügler und die Honigbiene zeigen Neemprodukte keine oder nur geringe Wirkung. Bei der Honigbiene traten in Flugkäfigversuchen nur in Kleinstvölkchen, wie sie zur Königinnenzucht Verwendung finden, Schädigungen bei der Brut in Erscheinung, während bei 3-Waben-Völkchen mit schätzungsweise etwa 1500-2000 Arbeitsbienen keinerlei negative Beeinflussung nachweisbar war (SCHMUTTERER & HOLST, 1987).
Untersuchungen zur Nebenwirkung auf die Florfliege Chrysoperla carnea zeigten im Laborversuch eine repellente Wirkung auf die Larven und eine hohe Mortalität bei Kontakt mit frischem Spritzbelag. Unter Freilandbedingungen schädigte NeemAzal-T/S die Larven nicht (VOGT & HÄNDEL, 1996). Zum selben Ergebnis kamen auch HERMANN et al. (1995, 1996).
Neemextrakte erwiesen sich als harmlos gegenüber der Kohlweißlingsbrackwespe Apanteles glomeratus (SCHMUTTERER, 1992). Im Freiland ist generell eine nur geringe bis keine Schädigung von Nützlingen zu erwarten. Gründe hierfür sind z. B. Witterungseinflüsse, die den schnelleren Abbau des Präparates bewirken (Temperaturschwankungen, UV-Strahlung, niederschläge) oder das Vorhandensein nicht oder unzureichend behandelter Refugien, in denen sich Nützlinge zeitweise aufhalten (HERMANN et al., 1998)

Literatur

  • GALLI, P., EPP, P. (1998): Zweijährige Versuchsergebnisse mit NeemAzal-T/S in Apfelanlagen. Biologische Pflanzenschutzverfahren im Erwerbsobstbau – Praxis, Beratung und Forschung im Gespräch, Dokumentation der Fachtagung vom 9. Und 10. März 1998 an der Universität Hohenheim, Hrsg. Kienzle, J., Zebitz, C.P.W., 275 S.
  • HERMANN, P., ZEBITZ, C.P.W., KIENZLE, J. (1995): Wirkung verschiedener NeemAzal-Formulierungen auf die Larven der Florfliege Chrysoperla carnea in Labor und Halbfreiland. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • HERMANN, P., ZEBITZ, C.P.W. (1996): Zur Wirkung von NeemAzal-Formulierungen auf die Florfliege Chrysoperla carnea und andere Nutzarthropoden. Mitt. A. d. Biol. Bundesanst., H. 321, S. 427
  • HERMANN, P., ZEBITZ, C.P.W., KIENZLE, J. (1998): Nebenwirkungen von NeemAzal-T/S auf Nützlinge. Biologische Pflanzenschutzverfahren im Erwerbsobstbau – Praxis, Beratung und Forschung im Gespräch, Dokumentation der Fachtagung vom 9. Und 10. März 1998 an der Universität Hohenheim, Hrsg. Kienzle, J., Zebitz, C.P.W., 275 S.
  • KETKAR, C. M. (1984): Crop experiments to increase the efficency of urea fertilizer nitrogen by the use of neem by-products under indian soil conditions. Proceedings of the 2nd Int. Neem Conf., Rauischholzhausen 1983, 507-518
  • KIENZLE, J., SCHULZ, C., STRAUB, M., SCHMITT, A., WEIL, B. (1992): Einsatz von Neemprodukten zur Regulierung der Mehligen Apfelblattlaus Dysaphis plantaginea. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19.-20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • KIENZLE, J., SCHULZ, C., ZEBITZ, C.P.W. (1995): Zweijährige Erfahrungen mit dem Einsatz von NeemAzal in Ökologisch wirtschaftenden Obstbaubetrieben. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • KREUTER, M.-L. (1990): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • NEEB, U. (1986): Pflanzliche Naturstoffe im Vorratsschutz. Der praktische Schädlingsbekämpfer, 5, 89-92
  • PFEIFFER, B., GERLACH, W., STRAUB, M., KIENZLE, J. (1991): Erste Ergebnisse eines Versuchs mit Pflanzenstärkungsmitteln an der Apfelsorte "Glockenapfel" 1991. 4. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 05. und 06.12.1991, Weinsberg, 119 S.
  • SCHMUTTERER, H. (1984): Pflanzenextrakte als umweltschonende Bekämpfungsmittel gegen Schadinsekten. Gesunde Pflanzen, 36, 254-261
  • SCHMUTTERER, H., HOLST, H. (1987): Untersuchungen über die Wirkung des angereicherten und formulierten Niemsamenextrakts AZT-VR-K auf die Honigbiene Apis mellifera. J. Appl. Ent. 103, 208-213
  • SCHMUTTERER, H. (1992): Einfluß von Azadirachtin, einer azadirachtinfreien Fraktion eines alkoholischen Neemsamenextraktes und von formulierten Extrakten auf Verpuppung, Schlupf und Imagines der Kohlweißlingsbrackwespe Apanteles glomeratus. J. Appl. Ent. 113 (1992), 79-87
  • SCHULZ, C., KIENZLE, J., SCHMITT, A., WEIL, B. (1993): Neemprodukte zur Regulierung der Mehligen Apfelblattlaus. 6. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 18. und 19.11.1993, Weinsberg, 197 S.
  • SCHULZ, C., KIENZLE, J., ZEBITZ, C.P.W. (1995): Wirkung von NeemAzal-Formulierungen auf Apfelblattläuse. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • SCHULZ, C., KIENZLE, J., ZEBITZ, C.P.W. (1995): Auswirkungen verschiedener NeemAzal-Formulierungen auf A. fabae und die Mehlige Apfelblattlaus. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • SCHULZ, C., KIENZLE, J., ZEBITZ, C.P.W. (1996): Zur Wirkung von NeemAzal-Formulierungen auf Blattläuse am Apfel. Mitt. a. d. Biol. Bundesanst., H. 321, S. 426
  • SCHULZ, C., KIENZLE, J., ZEBITZ, C.P.W. (1997): Optimierung der Anwendung von NeemAzal-T/S zur Regulierung der Mehligen Apfelblattlaus. 8. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 13.-14.11.1997, Weinsberg, 159 S.
  • WYSS, E., HÄSELI, A., WEIBEL, F. (1995): Resultate der kurz-, mittel-, und langfristigen Massnahmen zur Regulierung der Apfelblattläuse. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.
  • VOGT, H., HÄNDEL, U. (1996): Zur Wirksamkeit und Selektivität von Neem-Produkten im Obstbau. Mitt. a. d. Biol. Bundesanst., H. 321, S. 420
  • ZEBITZ, C.P.W. et al. (1996): Regulierung von Schädlingen im Obstbau mit NeemAzal-T/S. Mitt. a. d. Biol. Bundesanst., H. 321, S. 418
  • ZUBER, M. (1995): Zum Einsatz von NeemAzal-T und NeemAzal-T/S zur Blattlausbekämpfung in Schweizer Bio-Obstanlagen. 7. Intern. Erfahrungsaust. Über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 14.-15.12.1995, Weinsberg, 179 S.

Paraffinöl

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Paraffine bestehen aus einem Gemisch verschiedener Kohlenwasserstoffe, die unter anderem aus Erdgas, Erdöl oder aus den Destillationsprodukten von Holz, Torf, Ölschiefer, Braunkohle, Steinkohle oder Asphalt gewonnen werden. Paraffinöl besteht aus einem Gemisch flüssiger Paraffine (Paraffinum liquidum).

Verwendung

Paraffinöl wird in der Medizin unter anderem zur Herstellung von Salben benutzt. Diese Verwendung zeigt schon deutlich, daß Paraffinöl für den Menschen nicht giftig ist. Paraffinöl oder Weißöl sind die Hauptbestandteile der sogenannten Winterspritzmittel. Diese werden teilweise auch im biologischen Erwerbsanbau benutzt, soweit die Präparate keine zusätzlichen chemischen Insektizide enthalten (KREUTER 1990).
Insektizid, Akarizid: Woll-, Schild- und Blutläuse, Spinnmilben

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008
Paraffinöl: Insektizid, Akarizid
Mineralöle: Insektizid, Fungizid

  • nur bei Obstbäumen, Reben, Ölbäumen und tropischen Pflanzen (z.B. Bananen)
  • Nur für eine Übergangszeit bis 31. März 2002
  • Notwendigkeit von der Kontrollstelle oder -behörde anerkannt.

Insektizide Wirkung

Kontaktgift gegen Insekten (KREUTER 1990):
Mineralöle für den Pflanzenschutz sind als Wasser in Ölemulsionen im Handel. Die Verbindung ist so eingestellt, daß die Emulsion beim Ausspritzen "bricht", das bedeutet: Das Öl wird wieder frei und bildet beim Niederschlag einen Film, der alles überzieht. Mineralöl-Produkte werden vorbeugend im Winter und während des Austriebs über Obstbäume gesprüht, wobei sich ein feiner öliger Film über alle überwinternden Insekten, Larven und Eier legt, die erstickt werden.
HIPPE et al. (1995) konnten einen Wirkungsgrad von durchschnittlich 98,7 % bei der Bekämpfung von Austernschildläusen nachweisen. HÖPLI et al. (1992) erreichten 98 % bei der Bekämpfung der Roten Spinne
(P. ulmi).

Wirkung auf Nützlinge

Mineralöle sind ungiftig und sehr wirksam, auch gegen Nützlinge, die sich ebenfalls über Winter in Rindenritzen verstecken (KREUTER 1990).
Paraffinöle werden als nützlingsschonend bis mitteltoxisch (Raubmilben) eingestuft (MAMMING & REDL, 1998).

Literatur

  • HIPPE, C., SCHWALLER, F., MANI, E. (1995): Bekämpfung einheimischer Austernschildläuse. Schweiz. Z. Obst-Weinbau, 4, 84-85 HÖPLI, H.-U., GRAF, B., HÖHN, H. (1992): Einsatz von Schmierseifenprodukten zur Schädlingsbekämpfung im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19.-20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • KREUTER, M.-L. (1990): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • MAMMING, J., REDL, H. (1998): Öle gegen Blattläuse im biologischen Apfelanbau. Besseres Obst, 3, 14-18
  • PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS (1998): Alle Pflanzenschutzmittel auf CD-ROM, Stand 11.03.1998, Saphir Verlag, Ribbesbüttel

Pflanzenöle

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Etherische Öle

Sammelbezeichnung für aus Pflanzen gewonnene Konzentrate, die als natürliche Rohstoffe hauptsächlich in der Parfüm- und Lebensmittelindustrie eingesetzt werden. Sie bestehen mehr oder weniger aus flüchtigen Verbindungen. Oft wird der Begriff auch für die noch in den Pflanzen enthaltenen flüchtigen Inhaltsstoffe verwendet. Im eigentlichen Sinn versteht man aber unter etherischen Ölen Gemische aus flüchtigen Komponenten, die durch Wasserdampfdestillation aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden (FUGMANN, 1997). Bekannt in etwa 100 Familien von höheren Pflanzen mit ca. 2000 Arten. Viele etherische Öle haben reizende, allergisierende, phototoxische oder giftige Eigenschaften (ROTH/ DAUNDERER, 1998). Sie finden Verwendung im Pflanzenschutz als Fungizid, Akarizid, Insektizid und Keimhemmstoff. Zum Beispiel konnten RIEBAU et al. (1996) eine hohe fungitoxische Wirkung für etherische Öle aus Wildkräutern nachweisen.

Gewinnung

Man leitet Wasserdampf durch das Pflanzenmaterial oder kocht es mit Wasser. Beim Abkühlen des Dampfes scheiden sich dann im Kondensat die etherischen Öle aus der Wasserphase ab. Die Ausbeute liegt bei kommerziell genutzten Pflanzen meist in einem Bereich von 0,5 bis 5% (Fugmann, 1997).

Zusammensetzung

Echte etherische Öle bestehen ausschließlich aus flüchtigen Komponenten. Sie enthalten überwiegend Kohlenwasserstoffe oder monofunktionelle Verbindungen, wie Aldehyde, Alkohole, Ester, Ether und Ketone. Sie sind in den meisten organischen Lösungsmitteln löslich (FUGMANN, 1997).

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Andere pflanzliche Öle

Die bekanntesten pflanzlichen Öle, die im Ökologischen Landbau Verwendung finden, sind Rapsöl und Neemöl.
In kanadischen Untersuchungen im Gewächshaus wurden verschiedene Öle (Sonnenblumen-, Oliven-, Canola-, Mais-, Soja- und Traubenkernöl) zu ihrer Wirkung auf den Apfelmehltau untersucht. Dabei wurden sehr gute Wirkungsgrade erzielt (GERLACH, 1993).

Literatur

  • ANDERMATT, M. (1991): Obstmadenregulierung mit Madex: Ersatz des Magermilchpulvers durch NU-Film-17. 4. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 05. und 06.12.1991, Weinsberg, 119 S.
  • BOOS, M., STRAUB, M. (1997): Regulierung des Amerikanischen Stachelbeermehltaus an Schwarzen Johannisbeeren im Ökologischen Landbau. 8. Intern. Erfahrungsaust. über Forschungsergebnisse zum Ökol. Obstbau, Beitr. zur Tagung vom 13.-14.11.1997, Weinsberg, 159 S.
  • FUGMANN, B. (1997): RÖMPP Lexikon Naturstoffe. 10, Stuttgart New York, 735 S.
  • GERLACH, W.W.P. (1993): Echter Mehltau – Alternative Bekämpfung. GbGw, 30, 1390-1392
  • HARZER, J. (1992): Bekämpfung der Apfelrostmilbe mit Schwefelpräparaten und Rapsöl im Sommer und deren Auswirkung auf die Raubmilbe T. pyri. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19.-20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • HOFMEISTER, H., GARVE, E. (1986): Lebensraum Acker. Parey, 272 S.
  • KREBS, H., JÄGGI, W. (1999): Pflanzenextrakte gegen Bakterien-Nassfäule der Kartoffeln. AGRARFORSCHUNG, 6 (1), S. 17-20
  • LEUNG, A., FOSTER, S. (1996): Encyclopedia of common natural ingredients. Wiley & Sons, 649 S.
  • LOHMANN, M. (1992): Bäume und Sträucher – Bestimmen auf einen Blick. BLV, 182 S.
  • MÜLLER-RIEBAU, F., BERGER, B., YEGEN, O., CAKIR, C. (1996): Fungitoxische etherische Öle in türkischen Wildkräutern; Einfluß von Standort und Jahreszeit auf gehalt, Zusammensetzung und Konzentration der Inhaltsstoffe. Mitt. A. d. Biol. Bundesanst., Heft 321, S. 424
  • PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS (1998): Alle Pflanzenschutzmittel auf CD-ROM, Stand 11.03.1998, Saphir Verlag, Ribbesbüttel
  • WICHTL, M. (1997): Teedrogen. Stuttgart, 667 S

Pyrethrine

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Stammpflanze

Chrysanthemum - Arten

Synonym

Pyrethrum

Herkunft

Wird aus den Blüten von Chrysanthemen-Arten durch Pulverisieren oder Extraktion gewonnen. Hauptausfuhrgebiete sind Kenia, Tansania, Ecuador, Kolumbien, Neuguinea u. Japan. Bei den pulverisierten Blüten unterscheidet man im Handel zwischen "dalmatin." u. "pers." Insektenpulver; das dalmatin. Produkt gewinnt man aus Tanacetum cinerariifolium (syn. Chrysanthemum cinerariifolium, Pyrethrum cinerariifolium), das pers. aus Tanacetum coccineum (syn. Chrysanthemum coccineum, Pyrethrum roseum, P. carneum). Extrakte werden mit Lsm.-Gemischen wie Methanol/Kerosin, Petrolether/Acetonitril o. Petrolether/Nitromethan gewonnen. P. wird seit alters her in Asien als natürliches Insektenvernichtungsmittel verwendet (FUGMANN, 1997).

Insektizide Bestandteile

Pyrethrin, Cinerin, Jasmolin

Verwendung

Pyrethrum ist in zahlreichen Mitteln bes. gegen Hygiene- und Vorratsschädlinge enthalten. Das Pyrethrin wird entweder allein oder als Mischung mit einem chemischen Zusatzstoff (Piperonylbutoxid) zur Bekämpfung saugender, teils auch beißender Insekten, wie Blattläuse, Weiße Fliege, Kohlweißling und Spinnmilben, verwendet. Die Verwendung von 40°C warmem Wasser erhöht die Wirkung vor allem bei kühlem Wetter. Der Zusatz von Tonerdemehlen vermindert die Wirkung (SCHMID & HENGGELER 1989).

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Insektizide Wirkung

Kontaktgift, welches in die Insektenkörper eindringt und als Nervengift wirkt. Symptome: starke Erregung, gefolgt von Koordinationsstörungen, Lähmung u. schließlich Tod. Die Anfangswirkung setzt dabei sehr schnell ein, d. h. das Insekt ist innerhalb weniger Minuten bewegungsunfähig. Die Wirkstoffe des P. werden im Insekt durch enzymatische Oxidation schnell entgiftet, so dass sich ein Teil der Tiere wieder erholen kann. Für die breite Verwendung im Veterinär- u. Pflanzenschutz wurden wegen der geringen Stabilität u. hohen Herstellungskosten des P. selektive, hochwirksame synthet. Verbindungen, die sog. Pyrethroide, entwickelt (FUGMANN, 1997).

Wirkung auf Nützlinge

Pyrethrum ist giftig für alle Insektenarten, auch für Nützlinge, wenn diese direkt getroffen werden. Deshalb ist eine sparsame Anwendung wichtig. Im Ökologischen Landbau sind nur natürliche Pyrethrine zugelassen, nicht die in der Umwelt schwer abbaubaren synthetischen Pyrethroide (SCHMIDT & HACCIUS, 1994).Pyrethrinhaltige Pflanzenschutzmittel sind schädigend für relevante Nutzorganismen.Versuche zur Wirkung auf die Raubmilbe T. pyri führten zu einem raschen Rückgang um rd. 60 %; der Effekt hielt allerdings nur kurze Zeit an, so dass nach 4 Wochen wieder das Niveau der übrigen Varianten erreicht war (EPP & GALLI, 1990). HÖPLI et al. (1992) wiesen einen Rückgang von T. pyri um 35 % nach Behandlung mit Pyrethrin nach. WETZEL & DICKLER (1992) testeten den Einfluss eines Pyrethrumpräparates auf Trichogramma-Wespen und deren Parasitierungsleistung an der Getreidemotte. Diese ging nach Behandlung um 47 % zurück.

Wirkung auf Wasserorganismen

Pyrethrum wirkt stark fischgiftig. Pyrethrinhaltige Pflanzenschutzmittel sind giftig für Algen, Fische und Fischnährtiere.

Literatur

  • EPP, P., GALLI, P. (1990): Methodik und erste Ergebnisse der Prüfung von Präparaten des alternativen Obstbaus hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Raubmilben. 3. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obst- und Weinbau, 8.-9.11.1990, Weinsberg, 126 S.
  • FUGMANN, B.[Hrsg.] (1997): RÖMPP Lexikon Naturstoffe. Stuttgart New York, 735 S.
  • HÖPLI, H.-U., GRAF, B., HÖHN, H. (1992): Einsatz von Schmierseifen-Produkten zur Schädlingsbekämpfung im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS (1998):Alle Pflanzenschutzmittel auf CD-ROM, Stand 11.03.1998, Saphir Verlag, Ribbesbüttel
  • SCHMID, O., HENGGELER, S. (1989): Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Stuttgart: Ulmer, 270 S.
  • SCHMIDT, H., HACCIUS, M. (1994): EG-Verordnung "Ökologischer Landbau" - Eine juristische und agrarfachliche Kommentierung. Ökologische Konzepte Bd. 81 (vormals Alternative Konzepte), Bad Dürkheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage
  • WETZEL, C., DICKLER, E. (1992): The effects of NAB and Spruzit on Trichogramma dendrolimi (Hym., Trichogrammatidae) tested in field trials. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.

Quarzsand

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Quarz, die stabile Form des kristallisierten Siliziumdioxids, SiO2 (wasserfreie Kieselsäure); Dichte 2,65 g/cm3, Mohshärte 7. Man unterscheidet zwei Modifikationen: a-Quarz (Nieder- oder Tief-Quarz), der bis 573 ºC beständig ist (häufig einfach als Quarz bezeichnet), und den oberhalb 573 ºC stabilen b-Quarz (Hoch-Quarz). Oberhalb von 870 ºC geht Quarz in Tridymit (2,32 g/cm3), bei 1470 ºC in Cristobalit (2,2 g/cm3) über; Schmelzpunkt bei 1710 ºC. Quarz ist nach den Feldspäten das am weitesten verbreitete gesteinsbildende Mineral (MEYERS LEXIKON, 1998).

Verwendung

Quarz wird in der Technik sehr vielseitig verwendet; insbes. Quarzsand als Rohstoff in der Glasindustrie. Quarzkristalle dienen wegen ihrer optischen und elektr. Eigenschaften als Bauelemente in der Optik, Elektronik und Nachrichtentechnik. Viele Varietäten des Quarzes werden als Schmucksteine verwendet: Bergkristall, Amethyst, Aventurin, Milchquarz, Prasem, Rosenquarz, Rauchquarz und Morion.
Insektizid: Quarzstaub hat eine repellente und dehydrierende Wirkung. Diese Eigenschaften fanden schon im Alten Ägypten im Vorratsschutz Verwendung (LEVINSON und LEVINSON 1998). Der an der Insektenhaut anhaftende Staub entzieht dem Körper Wasser.

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Insektizide Wirkung

Ein in den Niederlanden verwendetes quarzhaltiges Wildabwehrmittel zum Schutz der Baumrinde vor Wildfraß zeigte, dass diese physikalische Barriere auch gegen holzbohrende Insekten dienen kann. Gegen die Raupen des Pappelglasflüglers bei einjährigen Pappeln war es unwirksam (MORAAL 1994).

Literatur

  • LEVINSON, H.; LEVINSON, A. (1998): Control of stored food pests in the ancient Orient and classical antiquity. J.Appl. Ent., 122, 137-144
  • MEYERS LEXIKON (1998): Lexirom, CD-Rom
  • MORAAL, L. G. (1994): Zur Wirkung des Wildabweisungsmittels Wöbra auf den Pappelglasflügler Paranthrene tabaniformis Rott. (Lep., Sesiidae). Anz. Schädlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 67, 72-73
  • PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS (2006), Vorratsschutz, hersg. vom Bundesamt f. Verbraucherschutz und lebensmittelsicherheit

Quassia-Bitterholz

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Stammpflanze

Quassia amara L. (Surinam-Bitterholz), Simaroubaceae
Picrasama excelsa (Schwarz) Planch. (Jamaika-Bitterholz), Simaroubaceae

Synonyme

  • Quassiaholz, Fliegenholz (deutsch)
  • Bitter wood, Quassia wood (engl.)
  • Bois de quassia, Bois amer (franz.)

Herkunft

Surinam-Bitterholz: Guayana, Kolumbien, Panama und Argentinien
Jamaika-Bitterholz: Kleine Antillen, Karibische Inseln, Nord-Venezuela

Inhaltsstoffe

Quassin, Neoquasssin, 18-Hydroxyquasssin (HAGER 1977 in WICHTL 1997)
0,05 bis über 0,2 % Bitterstoffe vom Typ der Seco-Triterpene
drei b-Carbolin-Alkaloide (BARBETTI et al. 1987 in WICHTL 1997)
durchschnittlich sind im Trockengewicht des Holzes von Q. amara 0,12 % (0,1 – 0,14 %) Quassin enthalten (EVANS & RAJ 1991)

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Verwendung

Insektizid: Fraß- und Kontaktgift speziell gegen Blattläuse, Sägewespen, Wicklerraupen (EGGLER & GROß 1996), Kartoffelkäfer (HÖHN et al. 1996), Apfelblütenstecher (EGGLER et al. 1992), Kirschfruchtfliege (GROß & EGGLER 1993).
Phytopharmaka: verdauungsfördernd, appetitanregend, Quassin ist parenteral verabreicht toxisch, führt zur Senkung der Herzfrequenz, zu Muskelzittern und zu Lähmungen (FALBE 1995). Ist Bestandteil einiger Fertigarzneimittel (WICHTL 1997). Wegen seiner kontrahierenden Wirkung auf Organe mit glatter Muskulatur ist Quassiaholz während der Schwangerschaft kontraindizierend (ROTH et al. 1994). Eine Wirkung gegen Plasmodium falciparum (Erreger der Malaria-Krankheit) konnte festgestellt werden (KIRBY et al. 1989).
Lebensmittelbereich: Bitterstoff, nach der Aromen-VO dürfen Trinkbranntweine bis zu 50 mg / l Quassin als Amarum enthalten (FUGMANN 1997). Quassiaholz besitzt einen Bitterwert von 1:40.000 bis 1:50.000 (ROTH et al. 1994).

Insektizide Wirkung

Mit dem Pflanzenschutzmittel »Quassin« und »Quassan« (die beiden Produkte sind identisch), welche in der Schweiz zugelassen sind, liegt erstmals eine stabile und standardisierte Formulierung vor, die während mehrerer Jahre an verschiedenen Orten gegen Apfel- und Pflaumensägewespen geprüft wurde. Bei richtigem Einsatz auf frisch geschlüpfte Larven (sofort nach dem Abblühen) wurden gute Wirkungen, vergleichbar mit Diazinon, erzielt. Bei frühem Einsatz während der Eiablage (Vollblüte) war die Wirkung hingegen ungenügend. Resultate gegen Blattläuse fielen je nach Art und Behandlungszeitpunkt unterschiedlich aus. Die Entwicklung der Mehligen Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea) wurde zwar gehemmt, die Wirkung war aber nicht ausreichend. Gegen die Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi) wurde in Gewächshausversuchen eine etwas langsame, aber gute Wirkung erzielt.

In der Schweiz konnte aufgrund dieser Resultate und der geringen Nützlingsschädigung, für den Nachblüteeinsatz im Obstbau gegen Sägewespen mit Teilwirkung auf Blattläuse, eine Bewilligung erteilt werden (HÖHN et al. 1996). Untersuchune von EGGLER et al. (1992) zeigen gegen den Apfelblütenstecher Wirkungsgrade von durchschnittlich 60 %, gegen die Apfelsägewespe (eine Behandlung zum Schlupf der Larven Anfang bis Mitte Mai) von 70%. Gegen die Kirschfruchtfliege konnten bei 2 – 3 Behandlungen im Abstand von 7 – 10 Tagen Wirkungsgrade zwischen 50 % und 100% erzielt werden.
DAIDO et al. (1993) untersuchten die Fraßhemmung und insektizide Wirkung von 16 unterschiedlichen Quassioniden, isoliert aus Picrasma ailanthoides gegen die Kohlmotte (Plutella yxylostella- 3. Larvenstadium) im Vergleich zu einem bekannten Fraßhemmer (chlordimeform). Die insektizide Wirkung von Quassin war höher. Unterschiede in der Fraßhemmung zum Referenzstoff konnten nicht festgestellt werden. Durch den Vergleich der verschiedenen Strukturformeln konnten jeweils für die Fraßhemmung und insektizide Wirkung unterschiedliche Strukturverbindungen indentifiziert werden.

Insektizide Zubereitungen

Quassia-Bitterholz findet als Spritzbrühe Verwendung. 150 g – 250 g Bitterholz werden mit 2 l Wasser übergossen. Dieser Ansatz bleibt 24 h stehen und wird danach eine halbe Stunde kräftig gekocht. Die fertig ausgekochte Bitterholz-Brühe wird mit 10 bis 20 Liter Wasser verdünnt. Die Quassia-Brühe soll sich vom Frühjahr bis zum Herbst halten. Das Bitterholz kann nach dem Kochen wieder getrocknet werden und 2 bis 3 mal weiter verwendet werden (KREUTER 1995). SCHMID & HENGGELER (1989) empfehlen 150 g Quassiaholz / 2 l Wasser eventuell mit 250 g Schmierseife in 10 l Wasser verdünnt.

Wirkung auf Nützlinge

Von HÖHN et al. (1996) wird aufgrund des engen Wirkungsspektrums der Einfluß auf die meisten Nützlinge als relativ gering bewertet. Raubmilben werden kaum reduziert und auch für Bienen ist es ungefährlich. Prüfungen haben ergeben, das Quassinextrakte nicht bienengefährlich sind (EGGLER et al. 1992). Nebenwirkungen auf Nützlinge (Honigbiene, Raubmilben, Marienkäfer, Florfliegen und Wanzen konnten nicht festgestellt werden (EGGLER & GROß 1996).

Wirkung auf Wasserorganismen

Die Wirkung von Quassin auf verschiedene Wasserorganismen ist in der Tabelle 1 veranschaulicht. Es wird eine selektive Toxizität des Quassins gegenüber Mückenlarven deutlich, wobei nur die Larven bei 6 ppm 100 % Mortalität zeigen. Quassin mit einer Konzentration von 30 ppm hatte keine Effekte auf die Puppen der Stechmücken (EVANS & RAJ 1991b). Andere Wasserorganismen zeigen erst bei wesentlich höheren Konzentrationen Mortalitäten. Die Autoren konnten ebenfalls in ihren Untersuchungen darstellen, daß der Zahnkarpfen Aploecheilus blochii sogar nach drei Tagen bei einer Konzentration von 6 ppm Quassin keine sichtbaren Beeinträchtigungen zeigte (EVANS & RAJ 1991b).
Untersuchungen der Wirkung von Quassin auf den Salinen Krebs (Artemia salina) zeigte eine LC 50 erst bei mehr als 400 ppm (SOLIS et al. 1993).

100%ige Mortalität für verschiedene Wasserorganismen durch Quassin in ppm (EVANS & RAJ 1991a)

  • Organismus: Culex quinquefasciatus| Anm. Kühne: Stechmücke, brown house mosquito | Quassin (ppm): 6
  • Organismus: Aedes aegypti| Anm. Kühne: Stechmücke, dengue mosquito | Quassin (ppm): 6
  • Organismus: Armigeres subalbatus| Anm. Kühne: Stechmücke | Quassin (ppm): 12
  • Organismus: Dytiscus sp. | Anm. Kühne: Schwimmkäfer | Quassin (ppm): 35
  • Organismus: Neurobasis sp. | Anm. Kühne: mglw. Neurobezzia Bartmücken | Quassin (ppm): 50
  • Organismus: Libellula sp. | Anm. Kühne: Libellen | Quassin (ppm): 50
  • Organismus: Ranatra sordidula| Anm. Kühne: Skorbionswanze | Quassin (ppm): 40
  • Organismus: Nepa cineraria| Anm. Kühne: Skorbionswanze | Quassin (ppm): 45
  • Organismus: Bufo melanostictus| Anm. Kühne: Kröte | Quassin (ppm): 40
  • Organismus: Rana hexadactyla| Anm. Kühne: Sechszehenfrosch | Quassin (ppm): 45

Literatur

  • DAIDO, M.; FUKAMIYA, N.; OKANO, M.; TAGAHARA, K.; HATAKOSHI, M.; YAMAZAKI,H. (1993): Antifeedant and insecticidal activity of Quassionids against Diamondback Moth (Plutella xylostella). Biosci. Biotech. Biochem., 57, 2, 244-246
  • EGGLER, B.D.; GROß, A. (1996): Quassia-Extrakt; neue Erkenntnisse bei der Regulierung von Schaderregern im Obstbau. Mitt. d. Biol. Bundesanst., 321, 425
  • EGGLER, B.D.; GROß, A.; TRAUTMANN, M. (1992): Biologisch aktive Pflanzenauszüge; eine natürliche Alternative bei der Behandlung von Schaderregern im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Hrsg. Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau, Baden-Württemberg, Ministerium für ländlichen Raum, Landwirtschaft und Forsten, 28
  • EVANS, D.A.; RAJ, R. K. (1991a): Quassin: A mosquito larvicide with selective toxicity. J. Ecotoxicol. Environ. Monit., 1, 4, 243-249
  • EVANS, D.A.; RAJ, R. K. (1991b): Larvicidal efficacy of Quassin against Culex quinquefasciatus. Indian J. Med. Res. Section A, 93, 9, 324-327
  • FALBE, J.; REGITZ, M. (1995): RÖMPP Chemielexikon. 9, Stuttgart New York, 5314 S.
  • FUGMANN, B. (1997): RÖMPP Lexikon Naturstoffe. 10, Stuttgart New York, 735 S.
  • GARCIA GONZALES, G. et al. (1997): Pharmacologic activity of the aqueous wood extract from Quassia amara (Simarubaceae) on albino rats and mice. Rev. Biol. Trop., 44-45:47-50
  • GROß, A., EGGLER, B.D. (1993): Möglichkeiten zur vorbeugenden Behandlung gegen die Kirschfruchtfliege mit Quassia amara. 6. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 18 und 19.11.1993, Hrsg. Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau, Baden-Württemberg, Ministerium für ländlichen Raum, Landwirtschaft und Forsten, 50
  • HÖHN, H.; HÖPLI, H. U.; GRAF, B. (1996): Quassia und Neem: exotische Insektizide im Obstbau. Schweiz. Z. Obst-Weinbau, 3, 62-63
  • KIRBY, G. C.; O'NEILL, M. J.; PHILIPSON, J. D.; WARHURST, D. C. (1998): In vitro studies on the mode of action of quassioids with activity against chloroquine-resistant Plasmodium falciparum. Biochemical Pharmacology, 38,24, 4367-4374
  • KREUTER, M.-L. (1988): Biologischer Pflanzenschutz. BLV, München Wien Zürich, 126 S.
  • KREUTER, M.-L. (1995): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • RAJI, Y.; BOLARINWA, AF. (1997): Antifertility activity of Quassia amara in male rats: In vivo study. Life Sciences, 61, 11, 1067-1074
  • ROTH, L. DAUNDERER, M.; KORMANN, K. (1994): Giftpflanzen – Pflanzengifte. Ecomed Verl. Ges. AG u. Co. KG, Landsberg, 4. Aufl., 1092 S.
  • SCHMID, O., HENGGELER, S. (1989): Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Stuttgart: Ulmer, 270 S.
  • SWICHTL, M. (1997): Teedrogen. Stuttgart, 667 S

Rotenon

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich, JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Stammpflanze

Derris spp., Lonchocarpus spp., Terphrosia spp.

Synonyme

Rotenol

Herkunft

Das Mittel wird aus den Wurzeln von bestimmten, in tropischen Regionen heimischen Leguminosen-Pflanzen gewonnen.

Inhaltsstoffe

Rotenoide

Insektizide Bestandteile

Pyrethrin, Cinerin, Jasmolin

Verwendung

Historischer Pflanzenschutzmittelwirkstoff.
Es wurde als Pulver oder Flüssigkeit (teilweise in Kombination mit Pyrethrum) gegen verschiedene Insekten im Freiland und im Vorratsschutz außerhalb Deutschlands eingesetzt.
Die geschätzte LD50 (Mensch p.o.) beträgt 0,3 - 0,5 g/kg (bei Inhalation toxischer) (FUGMANN 1997).

Insektizide Wirkung

Rotenon ist ein Kontakt- und Fraßgift. Rotenon greift in die Atmungskette ein und unterbricht die mitochondriale Elektronentransportkette (FUGMANN 1997).Ebenso wie Nikotin weist Rotenon unerwünschte Eigenschaften auf. Zu kurze Wirkungsdauer, unerwünschte Wirkungsmechanismen mit starker Beeinträchtigung des Nervensystems und eine damit verbundene hohe Warmblütertoxizität, Bienen- oder Fischgiftigkeit führten zum Rückgang des Einsatzes (ZEBITZ, 1998). In der Schweiz sind Präparate mit Wirkstoff Rotenon zugelassen. Von dort gibt es Ergebnisse über den Einsatz im Obstbau. Z. B. wurde eine durch die Mehlige Apfelblattlaus befallene Apfelanlage einer Vorblüte-Behandlung mit einem Präparat aus Rotenon + Pyrethrin unterzogen. Dies führte zu einer 100%igen Reduktion der Blattlauspopulation (HÖPLI et al. 1992).

Wirkung auf Wasserorganismen

Rotenon ist ein starkes Fischgift

Literatur

  • FUGMANN, B. (1997): RÖMPP Lexikon Naturstoffe. 10, Stuttgart New York, 735 S.
  • HÖPLI, H.-U., GRAF, B., HÖHN, H. (1992): Einsatz von Schmierseifen-Produkten zur Schädlingsbekämpfung im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • SCHMID, O., HENGGELER, S. (1989): Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Stuttgart: Ulmer, 270 S.

Schmierseife

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich - JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Synonyme

Kali-Seife, Natron-Seife

Herkunft

Verseifung einer Fettsäure (unterschiedlicher Herkunft) mit einer alkalischen Lösung (Natron- oder Kalilauge)

Verwendung

Insektizid: Kontakt- oder Netzmittel
gegen Blattläuse, mit Alkohol versetzt auch gegen Spinnmilben, Schildläuse und Raupen
Wichtige Merkmale für Seifen die zu Spritzbrühen verarbeitet werden:
pH Wert nicht über 10
reine Kali-Seife ohne Zusätze
keine normale Haushaltsschmierseife verwenden
Die Wirkung des Seifenfilms hält nicht lange an. Er zersetzt sich innerhalb weniger Stunden durch den Einfluß von Licht und Luft.

Insektizide Wirkung

STRAUB & KIENZLE (1990) erzielten gute Erfolge mit Schmierseife in Kombination mit Alkohol (je 2%) bei der Bekämpfung der Mehligen Apfelblattlaus D. plantaginea, ebenso mit dem im Handel erhältlichen Seifenpräparat Neudosan. Ein früher Einsatz der Präparate ist jedoch zu beachten. Zu ähnlichen Ergebnissen mit Neudosan kamen auch BÄR et al. (1993). In allen behandelten Versuchsvarianten konnte die Population von D. plantaginea reduziert werden.

Insektizide Zubereitungen

Schmierseifen-Lösung
150-300 g Schmierseife in 10 l heißem Wasser lösen, nach dem Abkühlen unverdünnt gegen Blattläuse spritzen (KREUTER 1990)
Schmierseifen-Spiritus-Lösung
Brennspiritus höchstens in Mengen von 1% bis 3% zufügen
aggressiver als die wässrige Seifenlösung
Spiritus greift die wachsartige Schutzschicht einiger Insekten an, gegen Schild-, Woll- und Blutläuse
ökologische Bedenken schwerwiegender als bei wässriger Seifenlsg. (KREUTER 1990)
Schmierseifen-Lösungen nach SCHMID & HENGGELER (1989):
I: 40 g Schmierseife mit 1/8 l Petrol in heißem Wasser gut vermischen (milchige Farbe), 25 l kaltes Wasser zugeben, gut mischen, wird vor Fruchtbildung unverdünnt auf die Pflanze gesprüht, gegen Blattläuse, Spinnmilben (Rote Spinne).
II: 100 bis 300 g Schmierseife, ½ l denaturierter Spiritus, 1 Eßlöffel Kalk, 1 Eßlöffel Salz, 10 l Wasser, gut verrühren, bei starkem Befall unverdünnt auf die Pflanze spritzen.

Wirkung auf Nützlinge

Schmierseifen können als gering bis mitteltoxisch gegenüber der Raubmilbe T. pyri eingestuft werden (HÖPLI et al., 1992). In Versuchen wurde ein Rückgang der Raubmilben-Dichte von 19% bis 40% festgestellt, im Vergleich zu anderen Präparaten ein erfreuliches Ergebnis.
Bei den Versuchen von BÄR et al. (1993) mit Neudosan konnte kein wesentlicher negativer Effekt auf Nützlinge festgestellt werden.
Bei einem Versuch mit 0,3%iger Biofa-Seife wurde kein negativer Einfluß auf die Populationsentwicklung der Raubmilbe T. pyri festgestellt (EPP & GALLI, 1990). Die zugelassenen Pflanzenschutzmittel mit Wirkstoff Kali-Seife sind als nichtbienengefährlich eingestuft (PFLANZENSCHUTZMITTEL-VERZEICHNIS 1998).

Literatur

  • BÄR, M., KIENZLE, J., ZEBITZ, C., SCHMIDT, C. (1993): Wirksamkeit von Neudosan auf die Mehlige Apfelblattlaus (D. plantaginea) bei unterschiedlicher Applikationstechnik. 6. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 18. und 19.11.1992, Weinsberg, 195 S.
  • EPP, P., GALLI, P. (1990): Methodik und erste Ergebnisse der Prüfung von Präparaten des alternativen Obstbaus hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Raubmilben. 3. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obst- und Weinbau, 8.-9.11.1990, Weinsberg, 126 S.
  • HÖPLI, H.-U., GRAF, B., HÖHN, H. (1992): Einsatz von Schmierseifen-Produkten zur Schädlingsbekämpfung im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • KREUTER, M.-L. (1990): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS (1998): Alle Pflanzenschutzmittel auf CD-ROM, Stand 11.03.1998, Saphir Verlag, Ribbesbüttel
  • SCHMID, O., HENGGELER, S. (1989): Biologischer Pflanzenschutz im Garten. Stuttgart: Ulmer, 270 S.
  • STRAUB, M., KIENZLE, J. (1990): Versuche zur Blattlausregulierung mit alternativen Pflanzenbehandlungsmitteln. 3. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obst- und Weinbau, 8.-9.11.1990, Weinsberg, 126 S.

Schwefel (Schwefel, Netzschwefel, Kaliumsulfid, Kalksulfat)

zusammengestellt und bearbeitet von

Dr. habil. Stefan Kühne, Britta Friedrich, Dipl. Biol. Rüdiger Spangenberg - Institut für Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzenschutz, Kleinmachnow

Synonyme

  • Schwefel: Sulfur
  • Kaliumsulfid: Schwefelleber, Hepar sulfuris, Kalium sulfuratum pro balneo
  • Kalksulfat: Kalziumpolysulfid, Kalkschwefelleber

Herkunft

Schwefel ist ein chemisches Element, das in verschiedenen Formen, unter anderem in vulkanischem Gestein, in der Steinkohle, in Schwefelwasserstoff oder auch in tierischem und pflanzlichem Eiweiß, vorhanden ist. Reiner Schwefel wird gewonnen durch das Ausschmelzen und die anschließende Destillation schwefelhaltiger Gesteine und Erze. In Blöcke gegossen kommt der Schwefel als Stangenschwefel in den Handel, in Pulverform als sogenannte Schwefelblume.
Netzschwefel entsteht durch Erhitzen reinen Schwefels und anschließendem Auskristallisieren in kaltem Wasser.
Schwefelleber besteht aus Kaliumcarbonat (Pottasche) und Schwefel, die zusammengeschmolzen werden. In der Schwefelleber ist der Anteil reinen Schwefels geringer als im Netzschwefel.

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Verwendung

Reiner Schwefel wird unter anderem zur Herstellung von Schwefelsäure, Schießpulver, Streichhölzern und Feuerwerkskörpern benutzt. Zum "Schwefeln", d.h. zum Abtöten von Bakterien und Schimmelpilzen, wird dieser vielseitige Stoff auch beim Reinigen der Weinfässer oder bei der Konservierung von Nahrungsmitteln (z.B. Trockenfrüchte) eingesetzt.
Im Pflanzenschutz wird der Schwefel in Form von Netzschwefel benutzt.
Das ist ein sehr fein vermahlenes Pulver mit Netzmittelzusatz, das sich besonders gut in Wasser lösen (benetzen) läßt. Spritzungen mit Netzschwefel wirken gegen Schorf und insbesondere gegen Echten Mehltau. Bei Falschem Mehltau und Schimmelpilz (Botrytis) helfen sie kaum (KREUTER 1990).
Früher verwendete man Schwefelleber auch für medizinische Schwefelbäder.
Fungizid: gegen Mehltau und Schorf, im Handel als Brocken erhältlich, sehr geruchsintensiv
Kalksulfat wird im Pflanzenschutz als Fungizid, Insektizid und Akarizid angewendet.

Fungizide Wirkung

Schwefelpartikel, die sich auf der Blattoberfläche der Pflanze ablagern, bilden durch die Einwirkung von Feuchtigkeit, Licht und Sauerstoff Schwefeldioxid. Diese Verbindung wirkt auch wenn sie nur sehr schwach auftritt giftig auf Pilze und Insekten. Schwefelteilchen, die in die Pilzorganismen eindringen, töten diese von innen ab. (KREUTER 1990)
Die Wirkung ist bis 16°C schwächer als bei Kupfer, unterhalb von 10°C ist Schwefel kaum mehr wirksam. Bewährt hat sich die Anwendung von Netzschwefel, kombiniert mit pflanzlich-mineralischen Pflanzenstärkungsmitteln.
Vorsicht! Beim Obst besteht Berostungsgefahr. Vorsicht bei Temperaturen über 28°C. Bei stärkeren Niederschlägen (über 25 mm) muß der Schutzbelag erneuert werden. Vollblütenspritzung im Obstbau 0,5%, nach der Blüte maximal 0,3% (nützlingsschonende Konzentration).(SCHMID & HENGGELER 1989)
Schwefelleber wirkt gegen Echten Mehltau, Schorf und die Schrotschußkrankheit (KREUTER 1990)

Zubereitungen

nach KREUTER (1990): Schwefelleber-Lösung: 20-40 g Schwefelleber werden in 10 Liter Wasser aufgelöst und dann unverdünnt ausgespritzt. Das Mittel wirkt vor allem bei Pilzinfektionen an Obstgehölzen und sollte schon ab März angewendet werden. Danach muß noch mehrmals gespritzt werden, am besten je einmal im April, Mai und Juni.
SCHMID & HENGGELER (1989) empfehlen ebenfalls 20-40 g in 10 l Wasser, wenn allerdings Seife als Haftmittel beigegeben wird, sollten nur 20 g Schwefelleber in 10 l Wasser verwendet werden. Achtung! Nicht bei praller Sonne spritzen.

Wirkung auf Nützlinge

Netzschwefel-Spritzungen sind ungefährlich für Bienen; die Brühe kann also auch in die Blüte gespritzt werden. Geschädigt werden aber Marienkäfer sowie nützliche Raubwanzen und Raubmilben (allerdings nur bei hohen Konzentrationen über 20 g/10 l Wasser)(SCHMID & HENGGELER 1989).
MOHR et al. (1994) konnten negative Auswirkungen schwefelhaltiger Pflanzenstärkungsmittel auf die Raubmilbe Typhlodromus pyri nachweisen. Der Einsatz der Wirkstoffkombination Netzschwefel/Wasserglas (je 0,5%) in einem Freilandversuch im Weinbau führte zu einer unerwünschten Reduktion des Raubmilbenbesatzes (HOLZER et al. 1994).
KOPF et al. (1993) stellten fest, daß eine geringere Raubmilbenreduktion bei ausschließlicher Behandlung mit Netzschwefel vorliegt, während die Kombination mit Wasserglas die stärkste Reduktion hervorruft. Die Kombination von Kupfer und Netzschwefel hat bei früher und häufiger Anwendung eine deutlich schädigende Wirkung auf Raubmilben (BAUM et al. 1992). Der Einsatz von Netzschwefel beeinträchtigt auch die räuberische Gallmücke Aphidoletes (HÄSELI & GRAF 1992). WETZEL & DICKLER (1992) testeten den Einfluß eines Schwefelpräparates auf Trichogramma-Wespen und deren Parasitierungsleistung an der Getreidemotte. Diese ging nach Behandlung um 16% zurück.
Im PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS 1998 gibt es 16 zugelassene Schwefelpräparate mit folgenden Hinweisen für Nützlinge:

  • schwach- oder nichtschädigend für die Raubmilbe T. pyri
  • schädigend für die Erzwespe Trichogramma cacoeciae
  • schädigend für die Schlupfwespe Coccigomimus turionellae
  • nichtbienengefährlich
  • nichtschädigend für die Raubmilben Amblyseius potentillae u. A. finlandicus
  • nichtschädigend für C. septempunctata (Marienkäfer)
  • nichtschädigend für Chrysoperla carnea (Florfliege)
  • Schwefelleber: Raubwanzen und Raubmilben werden geschädigt.

Wirkung auf Wasserorganismen

lt. PFLANZENSCHUTZMITTELVERZEICHNIS 1998: Schwefel

giftig für Fischnährtiere

Mittel u. dessen Reste sowie entleerte Behälter und Packungen nicht in Gewässer gelangen lassen

1 Präparat in Verbindung mit Kupferoxychlorid ist außerdem giftig für Algen und Fische (Urania)

Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser
Toxizität von Schwefel
Die biologische Wirkung beruht auf der (geringen) Bildung von Schwefelwasserdstoff (H2S) und Schwefeldioxid (SO2)
Fische 1):
96-h LC50 = > 180 - > 1000 mg/l
24-h EC50 = 0,35 mg/l
Daphnien 1):
48-h EC50 = 5000 mg/l
Algen 1):
96-h EC50 = 12 mg/l
Toxizität von H2S
abhängig von: pH-Wert, Wassertemperatur, O2-Konzentration
Dissoziationsgleichgewicht H2S <—> HS- + H+ bei geringem pH-Wert zum toxischen H2S verlagert.
Fische 2):

  • Carassius auratus: 96-h LC50 = 0,0034 mg/l
  • Oncorhynchus mykiss: 96-h LC50 = 0,0136 mg/l
  • Salvelinus fontinalis: 96-h LC50 = 0,017 mg/l
  • Carassius auratus: chron. NOEC = 0,0102 mg/l
  • Pimephales promelas: chron. NOEC = 0,00034 mg/l
  • Wirbellose 3):
  • Gammarus spec.: LC50 = 0,059 mg/l
  • Hexagenia spec.: LC50 = 0,111 mg/l
  • Ephemera spec.: LC50 = 0,316 mg/l
  • Asellus spec.: LC50 = 1,07 mg/l
  1. JKI-Datenbank und US-EPA Angaben
  2. aus MEINELT et al. (1999)
  3. nach OSEID & SMITH (1974)

Literatur

  • BAUM, S., KAST, W., GROßMANN, F. (1992): Untersuchungen zum Einsatz und zur Wirkungsweise einiger ausgewählter alternativer Präparate im Weinbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • HÄSELI, A., GRAF, B. (1992): Nebenwirkungen einiger Apfelschorf-Fungizide im Obstbau. 5. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 19. und 20.11.1992, Weinsberg, 133 S.
  • HOLZER, U., KÜHRER, E., BLÜMEL, S. (1994): Freilandversuche zur Wirkung verschiedener biologischer Pflanzenschutzmittel auf Uncinula necator (Oidium) und die Raubmilbenfauna im Weinbau. Obst, Wein, Garten (Austria); 63(8), S. 11-13
  • 1. KOPF, A., KAST, W.K., ZEBITZ, C. (1993): Die Bekämpfung des Echten Mehltaus der Rebe mit Wasserglas und dessen Nebenwirkungen auf Raub- und Spinnmilben. 6. Internationaler Erfahrungsaustausch über Forschungsergebnisse zum Ökologischen Obstbau, 18. und 19.11.1993, Weinsberg, 197 S.
  • KREUTER, M.-L. (1990): Pflanzenschutz im Bio-Garten. BLV, München Wien Zürich, 249 S.
  • MEINELT, T. STÜBER, A., ZWIRNMANN, E. & Steinberg, C. (1999): Fischtoxizität von Schwefelwasserstoff und Sulfiden. Fischer und Teichwirt, 6, 219 – 221.
  • MOHR, H.D., LOOSEN, R., ENGLERT, W.D. (1994): Auswirkungen "ökologischer" und "konventioneller" Spritzfolgen auf Raubmilben (T. pyri) und Spinnmilben (P. ulmi) im Weinbau. Nachrichtenblatt Deut. Pflanzenschutzd., 46(3), S. 52-60
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Spinosad

zusammengestellt und bearbeitet von

Stefan Kühne, Britta Friedrich, JKI, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Herkunft

Spinosad ist die Bezeichnung für eine Mischung aus den Metaboliten Spinosyn A und Spinosyn D des Bodenbakteriums Saccharopolyspora spinosa. Sie wird durch Fermentation gewonnen.

Verwendung

Regulierung des Kartoffelkäfers im Ökologischen Landbau.

Produkte mit Spinosad wirken auch gegen andere Schadinsekten wie z. B. Lepidoptera (Schmetterlinge), Diptera (Fliegen), Hymenoptera (Hautflügler), Thysanoptera (Fransenflügler) oder Coleoptera (Käfer).

Anwendung entsprechend

EG-Verordnung 889/2008

Insektizide Wirkung

Beeinflusst die neuronale Aktivität im Nervensystem der Schadorganismen. Die Wirkung setzt bereits einige Stunden nach der Behandlung ein und führt zu einer vollständigen, irreversiblen Lähmung des Schädlings. Die Aufnahme des Wirkstoffes "Spinosad" erfolgt durch Fraßaktivitäten sowie durch Kontakt mit dem Wirkstoff.

Wirkung auf Nützlinge

Bienengefährlich B1

Wirkung auf Wasserorganismen

  • Giftig für Algen
  • Giftig für Fische und Fischnährtiere
  • Sehr giftig für Wasserorganismen. Kann in Gewässern längerfristige
  • schädliche Wirkungen haben.